JazzEcho-Plattenteller | News | Seine blauen Augen - exklusive Sinatra-LP

Der Hut, die Zigarette, das Haifisch-Lächeln – Ol' Blue Eyes war eine Marke und Klasse für sich, lange bevor Wortfindungsspezialisten begannen, das Wort “Alleinstellungsmerkmal” zu buchstabieren. Wer’s nicht glaubt oder vergessen hat, dem sei die vielleicht schönste Best-of-Zusammenstellung des Rat-Pack-Leaders empfohlen, die es jetzt auch in einer besonders schicken LP-Variante gibt. Unter “Nothing But The Best” macht es The Voice halt nicht. Andererseits: wie sonst hätte man diese Sammlung außergewöhnlicher Aufnahmen sinnvoll benennen können?

Nicht wenige stammen übrigens aus jener Phase Sinatras, in der er sich erfolgreich aus dem Vertrag mit seiner Plattenfirma Capitol gewunden und ihr darüber hinaus noch ein eigenes Label mit dem Namen “Reprise” abgerungen hatte. In jedem denkbaren Sinn des Wortes beschwingt machte er sich im Anschluss daran, mit denjenigen Musikern zusammenzuarbeiten, die ihm die Chefs bei Capitol immer hatten ausreden wollen. Ob Neal Hefti, Quincy Jones oder Antonio Carlos Jobim – Sinatra kollaborierte mit den Besten der Besten und verstand es regelmäßig, ihnen musikalisch ein Höher-Schneller-Weiter abzupressen.

Frank Sinatras Charakter-Stimme ist der wichtigste und vermutlich dickste rote Faden durch diese wunderbare Zusammenstellung, die aber auch etwas anderes ganz eindeutig herausarbeitet: was Nancys Vater neben seinem Organ so einmalig machte, das war seine Fähigkeit, musikalische Talente erschnüffeln zu können. Ähnlich einem Trüffelschwein wusste Sinatra immer ganz genau, wer für ihn als Kooperationspartner passt. Ob diese Figuren bereits einen Namen hatten oder noch grün hinter den Ohren waren, spielte dabei keine Rolle. Sinatra hat seinem musikalischen Instinkt vertraut. Mit Erfolg.

Apropos Pressung: die aktualisierte Vinyl-Auflage enthält neben den diskographischen Must-Haves natürlich auch noch die zwei besonderen Schmankerl “Theme from New York, New York” und eine lange unveröffentlichte Aufnahme von “Body and Soul”. Ansonsten kann man auf jeden Fall von einer Veröffentlichung auf Augenhöhe sprechen: aus der stabilen Cover-Pappe hätte der Chairman of the Board ein eigenes Studio bauen können. Das derart massive Gatefold kann in dieser Gestalt auch als Buchstütze dienen. Die liebevoll gestalteten Innenseiten sind ästhetisch ansprechend und vermitteln trotzdem eine retro-romantische Sehnsucht hin zu einem vermeintlich besseren “Früher”. Die beiden 180 Gramm schweren Vinyls sind einmal blau und einmal transparent weiß und klingen Bombe. Geschützt werden sie durch gefütterte Innenhüllen, die man auf den ersten Blick fast mit Daunenkissen verwechseln könnte. Die Produktverpackung steht dem Inhalt, den sie beschützt und auszeichnet, in nichts nach. Uneingeschränkte Empfehlung!