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“Tone Poet”-Serie – begnadete Improvisationskünstler

Mit “Let Freedom Ring” legte der Altsaxofonist Jackie McLean 1962 eines seiner aufregendsten und besten Alben vor. Ein oft übersehenes Juwel ist hingegen “Good Friday Blues”, das einzige Album des Modest Jazz Trio mit Jim Hall an der Gitarre.
JazzEcho-Plattenteller: The Modest Jazz Trio "Good Friday Blues" / Jackie McLean "Let Freedom Ring" (Blue Note Tone Poet Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: The Modest Jazz Trio "Good Friday Blues" / Jackie McLean "Let Freedom Ring" (Blue Note Tone Poet Vinyl)
04.09.2024
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The Modest Jazz Trio: Good Friday Blues
Einen Mangel an Bescheidenheit konnte man dem Gitarristen Jim Hall wahrlich nie nachsagen. Während sich viele seiner Instrumentalkollegen nur allzu gerne ins Rampenlicht drängten, begnügte sich Hall auch schon mal mit einem Platz in der “zweiten Reihe”. So machte er zunächst als Mitglied des des Chico Hamilton Quintet und des Jimmy Giuffre Trio auf sich aufmerksam, bevor er 1957 mit 26 Jahren sein Debütalbum “Jazz Guitar” bei Pacific Jazz vorlegte. Erst 1969 gelang es ihm, mit “It’s Nice To Be With You” sein zweites Soloalbum für das deutsche Label MPS Records einzuspielen. In den zwölf Jahren dazwischen arbeite er als Begleitmusiker  u.a. mit Ella Fitzgerald, Bill Evans, Sonny Rollins, Paul Desmond, Herbie Hancock sowie Quincy Jones und trat auf einigen Alben als Co-Star in Erscheinung.
Das Album “Good Friday Blues” entstand in den frühen Morgenstunden des Karfreitags 1960 (daher der Titel des Albums) und ist ein Musterbeispiel für das Improvisationsvermögen von Jazzmusikern. Denn eigentlich sollte Jim Hall mit (dem Bassisten) Red Mitchell am Klavier und Red Kelly am Bass nur das von Mitchell komponierte Titelstück für eine Blues-Anthologie einspielen. Aber die Chemie zwischen den Musikern war auf Anhieb so gut, dass sie sich ad hoc entschlossen, ein ganzes sublim swingendes Album aufzunehmen. Und in einer augenzwinkernden Anspielung auf das damals populäre Modern Jazz Quartet legten sie sich spontan den Namen The Modest Jazz Trio zu. Bedauerlich ist nur, dass dieses oft übersehene und lange Zeit nur als Japan-Import erhältliche Juwel das einzige Album dieses exzellenten Trios bleiben sollte.
 
Jackie McLean: Let Freedom Ring
An der Seite von Miles Davis und Mitglied von Art Blakeys Jazz Messengers hatte sich der Altsaxofonist Jackie McLean in den 1950er Jahren als einer der herausragenden Protagonisten des Hardbop etabliert. Und ganz im Zeichen dieses Stils standen auch die ersten Soloalben, die McLean in dieser Zeit für Prestige einspielte. Mit dem 1959 vollzogenen Wechsel zu Blue Note deutete sich bei dem Saxofonisten indes eine musikalische Neuorientierung an. Inspiriert von den Innovationen John Coltranes und Ornette Colemans brachte McLean 1962 auf dem Album “Let Freedom Ring” erstmals sehr überzeugend Elemente des Harbop und Free Jazz miteinander in Einklang. Mit Walter Davis Jr. am Klavier, Herbie Lewis am Bass und Billy Higgins am Schlagzeug stellt der Altsaxofonist hier drei bluesige Eigenkompositionen vor, die teils abstrakt, teils modal ausgestaltet sind. Abgerundet wird das Repertoire durch “I’ll Keep Loving You”, eine Ballade aus der Feder von Bud Powell, der in den 1940ern ein Mentor und Lehrer McLeans gewesen war.
Der überraschende Erfolg des Albums öffnete bei Blue Note weiteren progressiven Musikern die Tür. “Die [bis zu 13 Minuten langen] Stücke werfen ein Schlaglicht auf McLeans enormen Erfindungsreichtum und verblüffen mit einem schwelenden Feuer, das nie erlischt”, schreibt Steve Huey in seiner Rezension für AllMusic, wo er dem Album die Höchstwertung gibt. “Der Pianist Walter Davis übernimmt zwar gelegentlich ein Solo, aber die Platte ist im Grunde eine Absichtserklärung von McLean. Und dementsprechend dominiert er das Geschehen, wobei ihn die lebhaften, frei fließenden Dialoge des Bassisten Herbie Lewis und des Ornette-Coleman-Schlagzeugers Billy Higgins in noch luftigere Höhen treiben.”
In der “Tone Poet”-Reihe präsentiert der Jazz- und Audiospezialist Joe Harley von Music Matters und AudioQuest auf audiophilem Vinyl Reissues ausgewählte Blue-Note-Werke von den größten und originellsten Klangpoeten des Jazz.
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