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“Tone Poet”-Serie – experimentierfreudige Ton-Poeten

In den 1960er Jahren suchten zwei der damals wichtigsten Blue-Note-Künstler nach neuen Wegen abseits des Mainstreams: Tenorsaxofonist Wayne Shorter auf “Schizophrenia” und Hammond-B3-Organist Big John Patton auf “Let ‘Em Roll”.
JazzEcho-Plattenteller - Wayne Shorter: Schizophrenia / Big John Patton: Let 'Em Roll (Tone Poet Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller - Wayne Shorter: Schizophrenia / Big John Patton: Let 'Em Roll (Tone Poet Vinyl)
31.08.2023
Diese LPs und weitere Folgen aus der Tone Poet-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Die Vinyl-Wiederveröffentlichungen der “Tone Poet”-Reihe präsentieren Klangpoeten, die ihren eigenen Weg gegangen sind, um einige wirklich originelle Sounds zu erzeugen. Inspiriert wurde Blue-Note-Präsident Don Was zu dieser Kollektion durch die außergewöhnlichen audiophilen Vinyl-Wiederveröffentlichungen, die Joe Harley seit Jahren bei dem von ihm mitgegründeten Label Music Matters herausbringt. Der Saxofonist Charles Lloyd verlieh ihm für sein außerordentliches Gespür für die Klangästhetik des LP-Formats den Ehrentitel “Tone Poet”, den Harley heute mit Stolz trägt. Die LPs der Reihe werden mit viel Liebe für Details gefertigt – angefangen bei der Tonqualität und dem Mastering über die hochwertige Pressung auf 180-Gramm-Vinyl bis hin zur Gestaltung der schweren, laminierten Gatefold-Sleeves und der Druckqualität.
Wayne Shorter – Schizophrenia
Der Titel von Wayne Shorters elftem Blue-Note-Album kam nicht von ungefähr. Denn auf “Schizophrenia” begab sich der Saxofonist 1967 auf eine atemberaubende musikalische Gratwandlung. Begleitet wurde er dabei von einem All-Star-Sextett, bestehend aus Pianist Herbie Hancock und Bassist Ron Carter (die damals, wie er selbst, dem zweiten legendären Quintett von Miles Davis angehörten), Schlagzeuger Joe Chambers, Posaunist Curtis Fuller und Altsaxofonist/Flötist James Spaulding.
Vorgestellt wurden fünf neue Shorter-Originale (“Tom Thumb”, “Go”, “Schizophrenia”, “Miyako” und “Playground”) und ein Arrangement von Spauldings “Kryptonite”. “Diese Musik bewegt sich an der Grenze zwischen Post-Bop und Free-Jazz”, meinte Stephen Thomas Erlewine auf AllMusic, “sie wurzelt im Post-Bop, weiß aber, was auf der anderen Seite der Grenze vor sich geht. Ein paar Jahre später sollte Shorter diese Grenze überschreiten, aber ‘Schizophrenia’ knistert vor Spannung, weil er und seine Kollegen versuchen, die beiden Extreme auszubalancieren.”
Big John Patton – Let ‘Em Roll
In der Goldenen Ära der Hammond-B3-Orgel gehörte der aus Kansas City stammende Big John Patton zu gefragtesten Vertretern seiner Zunft. Zwischen 1963 und 1970 spielte er unter seinem Namen elf exzellente Soul-Jazz-Alben für Blue Note ein und wirkte für das Label außerdem auf Platten von Grant Green, Lou Donaldson, Harold Vick und Don Wilkerson mit. Auf seinen eigenen Alben war Patton meist in der Standard-Besetzung mit Orgel, Gitarre und Schlagzeug sowie Verstärkung durch Bläser zu hören. Von diesem Schema wich er 1965 auf dem grandiosen Album “Let ‘Em Roll” ab. Denn neben dem Gitarristen Grant Green (der schon auf Pattons vorherigen vier Blue-Note-Alben sein Partner gewesen war) und Schlagzeuger Otis Finch holte der Organist überraschend den Vibraphonisten Bobby Hutcherson ins Studio. Die Kombination von Hammond-Orgel und Vibraphon war reichlich ungewöhnlich, trug aber erstaunliche Früchte, da Hutcherson der Musik von Pattons einen moderneren Dreh verlieh. Auf dem Programm standen bei der Session neben vier Kompositionen von Patton Hank MobleysThe Turnaround” und der Standard “The Shadow Of Your Smile”. Big John Patton sollte in den 1980er Jahren durch die Acid-Jazz-Bewegung und zwei begeisternde Alben mit John Zorn (“The Big Gundown” und “Spillane”) ein erstaunliches Comeback erleben.
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