Während Altsaxofonist Jackie McLean auf seinem letzten Blue-Note-Album zum “Demon’s Dance” bittet, erweist sich Herbie Nichols auf “Herbie Nichols Trio” noch einmal als überaus origineller Komponist und Pianist.
Rezi_Tone Poet_6.10.23
11.10.2023
Diese LPs und weitere Folgen aus der Tone Poet-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
In der “Tone Poet”-Reihe präsentiert der Jazz- und Audiospezialist Joe Harley von Music Matters und AudioQuest auf audiophilem Vinyl Reissues ausgewählte Blue-Note-Werke von den größten und originellsten Klangpoeten des Jazz.
Herbie Nichols Trio – Herbie Nichols Trio
Herbie Nichols (1919–1963) stand zeitlebens im Schatten anderer Pianisten und Komponisten des Jazz. Die ihm gebührende Anerkennung fand Nichols, dessen Eltern von den Westindischen Inseln stammten, erst lange nach seinem viel zu frühen Tod. Der Nachwelt hinterließ er nur ein sehr schmales Œuvre, das dafür aber umso beeindruckender ist.
Ähnlich wie Thelonious Monk, mit dem er oft verglichen wird (obwohl er nicht dessen Exzentrik besaß), hatte Nichols nämlich eine ganz eigene Nische gefunden hatte. In seinen Stücken kombinierte er oft raffiniert Elemente alter und moderner Jazzstile mit Einflüssen karibischer Musik sowie Harmonien von Erik Satie und Béla Bartók. Auf “Herbie Nichols Trio”, dem dritten von insgesamt nur vier Alben, stellte er im Trio mit Schlagzeuger Max Roach und den alternierenden Bassisten Al McKibbon und Teddy Kotick neun originelle Eigenkompositionen vor, darunter den zusammen mit Billie Holiday geschriebenen Klassiker “Lady Sings The Blues”.
Jackie McLean – Demon’s Dance
In den 1960er Jahren überschritt der experimentierfreudige Altsaxofonist Jackie McLean auf seinen Blue-Note-Alben mehrfach die Grenzen zur Avantgarde. Als sein Vertrag mit dem Label 1967 auslief, beschloss er allerdings, sich mit einem weitaus zugänglicheren Album zu verabschieden, auf dem er stilistisch zwischen modalem Jazz und schneidigem Post-Bop wandelte.
Ihm zur Seite standen bei der Einspielung der aufstrebende Trompeter Woody Shaw, Pianist LaMont Johnson, Bassist Scott Holt und Schlagzeuger Jack DeJohnette, der damals in dem überaus populären Charles Lloyd Quartet mit Keith Jarrett zusammenspielte. So ausdrucksvoll und farbenprächtig wie die Musik ist auch das Cover des deutsch-französischen Malers Mati Klarwein, der später noch ikonische Plattenhüllen für Miles Davis (“Bitches Brew”) und Santana (“Abraxas”) gestalten sollte.