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“Tone Poet”-Serie – voller Gefühl, aber gänzlich zuckerfrei

Mit “Chet Baker Sings And Plays” von dem singenden Trompeter Chet Baker und “Mr. Natural” von Tenorsaxofonist Stanley Turrentine erscheinen in der “Tone Poet”-Serie wieder zwei zeitlose Meisterwerke.
JazzEcho-Plattenteller: Chet Baker "Chet Baker Sings And Plays" // Stanley Turrentine "Mr. Natural" (Blue Note Tone Poet Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: Chet Baker "Chet Baker Sings And Plays" // Stanley Turrentine "Mr. Natural" (Blue Note Tone Poet Vinyl)
04.04.2023

Diese LPs und weitere Folgen aus der Blue Note Tone Poet-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.

 
Die Vinyl-Wiederveröffentlichungen der “Tone Poet”-Reihe präsentieren Klangpoeten, die ihren eigenen Weg gegangen sind, um einige wirklich originelle Sounds zu erzeugen. Inspiriert wurde Blue-Note-Präsident Don Was zu dieser Kollektion durch die außergewöhnlichen audiophilen Vinyl-Wiederveröffentlichungen, die Joe Harley seit Jahren bei dem von ihm mitgegründeten Label Music Matters herausbringt. Der Saxofonist Charles Lloyd verlieh ihm für sein außerordentliches Gespür für die Klangästhetik des LP-Formats den Ehrentitel “Tone Poet”, den Harley heute mit Stolz trägt. Die LPs der Reihe werden mit viel Liebe für Details gefertigt – angefangen bei der Tonqualität und dem Mastering über die hochwertige Pressung auf 180-Gramm-Vinyl bis hin zur Gestaltung der schweren, laminierten Gatefold-Sleeves und der Druckqualität.
Chet Baker – Chet Baker Sings And Plays
Zwischen 1953 und 1966 nahm Chet Baker unter der Ägide des Produzenten Richard Bock insgesamt 27 Alben für die Labels Pacific Jazz und World Pacific auf. Als ganz besonders produktiv erwies er sich – sowohl in qualitativer als auch quantitaiver Hinsicht – in den 1950er Jahren. Mit seinem ersten Gesangsalbum “Chet Baker Sings” erzielte der damals noch aufstrebende Trompetenstar 1954 einen überwältigenden Erfolg. Schon im nächsten Jahr holte Richard Bock Baker für die Fortsetzung “Chet Baker Sings And Plays” ins Studio zurück, um ihn diesmal neben dem gesanglichen Talent auch seine Kunstfertigkeiten als Trompeter zeigen zu lassen. Besonders eindrucksvoll ist die zeitlose Interpretation des traumhaften Standards “Let’s Get Lost”, nach dem 1988 auch ein gefeierter Dokumentarfilm über den im selben Jahr verstorbenen Trompeter benannt wurde. Zu hören ist Baker hier mit zwei unterschiedlichen Besetzungen. Sechs Nummern nahm er mit den Musikern seines eingespielten Quartett auf (Pianist Russ Freeman, Bassist Carson Smith und Schlagzeuger Bob Neel), die ihn auch schon auf “Chet Baker Sings” begleitet hatten. Bei den restlichen vier Stücken gesellten sich zu Baker, Freeman und Neel der Querflötist Bud Shank, Bassist Red Mitchell, die Jazzharfenistin Corky Hale und ein aus vier Cellisten (!!!) bestehendes Streichensemble, für das Johnny Mandel, Marty Paich und Frank Campo die Arrangements geschrieben hatten. Neben der zeitlosen Interpretation von “Let’s Get Lost” zählen zu den Highlights des Albums außerdem Bakers Versionen von “Just Friends”, “Long Ago (And Far Away)”, “You Don’t Know What Love Is” und “I Remember You”.
Stanley Turrentine – Mr. Natural
Der 2000 gestorbene Tenorsaxofonist Stanley Turrentine war für seinen vollen, warmen Sound bekannt gewesen, der ihm den leicht missverständlichen Spitznamen “The Sugar Man” eingebracht hatte. Missverständlich deshalb, weil das Spiel des Saxofonisten, der vom Rhythm’n’Blues und Blues her kam, im Grunde gar nichts “Zuckeriges” hatte. Sehr viel passender wäre für ihn deshalb eigentlich der Spitzname “Mr. Natural” gewesen. Dies war wiederum der Titel eines Albums, das Turrentine 1964 für sein Stammlabel Blue Note eingespielt hatte, das aber aus unerfindlichen Gründen bis 1980 auf seine Erstveröffentlichung warten musste. Auf ihm präsentierte sich der  ebeno leidenschaftlich wie gefühlvoll spielende Tenorsaxofonist mit einer aufregenden All-Star-Band, die er aus einigen der besten Musiker jener Zeit zusammengestellt hatte: Trompeter Lee Morgan, Pianist McCoy Tyner, Bassist Bob Cranshaw, Schlagzeuger Elvin Jones und (bei drei Nummern) Congalero Ray Barretto. Im Verbund mit ihnen bietet Turrentine hier hinreißenden Soul-Jazz mit deutlichem Latin-Einschlag und – wie bei ihm stets üblich – einer satten Portion Blues. Das breitgefächerte und abwechslungsreiche Repertoire umfasst Duke Pearsons “Wahoo” (das hier in “Stanley’s Blues” umbetitelt wurde), die coole Bossa Nova “Shirley” (die der Saxofonist seiner damaligen Frau und häufigen Orgel-Begleiterin Shirley Scott widmete), Lee Morgans beschwingten Latin-Blues “Taco” und den Song “My Girl Is Just Enough For Me”, ein weniger bekanntes Juwel aus der Feder von Dorothy Fields. Den überraschenden und krönenden Abschluss bildet eine absolut gelungene Interpretation des Beatles-Hits “Can’t Buy Me Love”.
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