JazzEcho-Plattenteller | News | "Tone Poets"-Serie - Jazzer mit einer gemeinsamen Message

Kaum ein Jazzbassist war in den 1950er Jahren so gefragt wie Doug Watkins. Der gebürtige Detroiter war 1954 nach New York gegangen, wo er schon kurze Zeit später Mitglied der Urbesetzung von Art Blakeys Jazz Messengers wurde, bevor er sich dem Quintett von Horace Silver anschloss. Einen weiteren frühen Karrierehöhepunkt erlebte Watkins im Juni 1956, als er Sonny Rollins bei der Aufnahme seines Meilensteins “Saxophone Colossus” begleiten durfte. Noch im selben Jahr konnte der gerade einmal 22-Jährige für das Label Transition Records des visionären Produzenten Tom Wilson (u.a. Bob Dylan, Mothers Of Invention) “Watkins At Large” aufnehmen, das erste von nur zwei eigenen Alben. Darauf präsentierte der junge Bassist ein recht ungewöhnliches Programm mit Stücken von u.a. Kenny Burrell, Thad Jones, Duke Jordan und dem Filmkomponisten Dimitri Tiomkin. Zur Seite stand ihm im Studio ein erstklassiges Hardbop-Sextett mit dem Trompeter Donald Byrd, dem Tenorsaxofonisten Hank Mobley (zwei “alten” Kollegen aus Messengers-Zeiten), dem Gitarristen Kenny Burrell, dem Pianisten Duke Jordan und dem Schlagzeuger Art Taylor. “Watkins wartet hier mit einem hippen Konzept auf, das dafür sorgt, dass die Dinge wirklich interessant bleiben”, schreibt Dusty Groove über dieses Album, “eine leicht exotische Unterströmung im Hardbop-Genre.” Leider wurde Watkins’ vielversprechende Karriere bereits 1962 jäh beendet, als er im Alter von nur 27 Jahren einen tödlichen Autounfall erlitt.

 

Als sich der Trompeter Kenny Dorham und der Altsaxofonist Jackie McLean 1961 für einen Auftritt im Jazz Workshop in San Francisco zusammenfanden, sprühten die beiden ehemaligen Jazz Messengers nur so vor Spiellaune und Ideen. Die beiden Musiker, die der Kritiker Ira Gitler damals im DownBeat als “zwei der leidenschaftlichsten und lyrischsten Akteure des Jazz” bezeichnete, hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits vom reinen Hardbop gelöst und experimentierten mit neuen Sounds und Stilelementen. Während sich Dorham von brasilianischer Bossa Nova inspirieren ließ, absorbierte McLean Einflüsse von John Coltrane und Eric Dolphy. Zusammen mit dem Pianisten Walter Bishop Jr., dem Bassisten Leroy Vinnegar und dem Schlagzeuger Art Taylor präsentierten sie im Jazz Workshop ein Set mit vier schwungvollen Standards, die von zwei neuen Eigenkompositionen des Trompeters gerahmt waren. Aus einer davon – hier unter dem Titel “Us” vorgestellt – sollte Dorham später eines seiner populärsten Stücke entwickeln: den Bossa-Klassiker “Una Mas”.

 

In der “Tone Poet”-Reihe präsentiert der Jazz- und Audiospezialist Joe Harley von Music Matters und AudioQuest auf audiophilem Vinyl Reissues ausgewählte Blue-Note-Werke von den größten und originellsten Klangpoeten des Jazz.