JazzEcho-Plattenteller | News | Verhexter Jazz - Soundtrack-Premiere auf LP

Aktuell befasst sich der Sender ARTE mit Jazz im Kino und zeigt Beispiele aus allseits bekannten Meisterwerken von “Fahrstuhl zum Schafott” bis “Round Midnight”. Dass sich auch in zu Unrecht weniger bekannten Filmen herausragende Jazzmusik verstecken kann, zeigen der italienische Film “La Strega in Amore” und dessen Soundtrack. Eine verführerische Hexe, brodelnder Latin Jazz, Barock-Klänge und unheimliche Voodoo-Sounds – so eine hypnotische Mixtur gab es nur im Italo-Kino! 

Aus den Archiven des italienischen Soundtrack-Labels CAM Sugar wurde vor kurzem eine im wahrsten Sinne des Wortes verzaubernde Wiederentdeckung gehoben: “La Strega in Amore” (Die verliebte Hexe) ist ein Film aus dem Jahr 1966, in dem ein schüchterner Bibliothekar in den Bann einer alten Dame und ihrer atemberaubend schönen Tochter gerät. Sind es Hexen?

Nur die Italiener konnten solche Filme drehen, und nur die Italiener konnten sie so vertonen: die latin-jazzige Musik stammt von Komponist Luis Enriquez Bacalov, der für zahlreiche italienische Filme von Spaghetti-Western (der legendäre “Django”) bis zu Arthouse-Kino  (Oscar für “Der Postmann”) komponierte. Warum seine fabelhafte Musik zu “La Strega in Amore” bis heute nicht auf LP oder CD erschien, ist kaum nachzuvollziehen. Die von Fans langerwartete Erstveröffentlichung der hypnotischen Musik dürfte heutige Hörer genauso in ihren Bann schlagen wie die Hexen im Film ihr wehrloses Opfer.

Bevor er seine Karriere dem Polit-Thriller widmete, inszenierte Regisseur Damiano Damiani diesen dunklen und mysteriösen Film, ein Juwel des modernen gotischen Stils der Sechzigerjahre. Basierend auf der Novelle “Aura” des mexikanischen Schriftstellers Carlos Fuentes spielen im Film der Brite Richard Johnson und die Italienerin Rosanna Schiaffino die Hauptrollen. Die Musik des in Argentinien geborenen Luis Enriquez Bacalov spielt eine ebenso wichtige Rolle im Film. Dank seiner exotischen afro-kubanischen Jazz-Klänge, barocken Elemente und eleganten Jazz-Vokalismen der Sängerin Nora Orlandi ist der Soundtrack ein einziges berauschendes, verführerisches Ritual. Glücklicherweise hat sich das Label CAM Sugar, Heimat unzähliger berühmter Filmmusiken, nach sorgfältiger Restaurierung nicht nehmen lassen, den Score nicht nur digital und auf CD, sondern auch als LP herauszubringen. Die in 180g-Vinyl gepresste Scheibe, selbstverständlich remastert von den Originalbändern, klingt, obgleich in mono, vollmundig und hat “Drive”. Das exklusive Artwork von Kalligraph und Designer Luca Barcellona, basierend auf dem damaligen Filmplakat, wirkt selbstverständlich auf der LP-Hülle und dem bedruckten Innersleeve um ein vielfaches schöner als auf CD oder als schnödes Streaming-Thumbnail. Geradezu verhext schön, das Ganze!