JazzEcho-Plattenteller | News | Verve Acoustic Sounds Serie - ein Fluch, der zum Segen wurde

Verve Acoustic Sounds Serie – ein Fluch, der zum Segen wurde

Auf “Nina Simone In Concert”, ihrem ersten Album für Philips Records, vollzog Nina Simone 1964 den Wandel von der Nachtclub-Sängerin und -Pianistin zum kämpferischen Weltstar mit Ecken und Kanten.
Nina Simone In Concert (Acoustic Sounds LP)
Nina Simone In Concert (Acoustic Sounds LP)
10.12.2024
Mit der Verve Acoustic Sounds Serie bietet Verve in Zusammenarbeit mit dem bekannten amerikanischen Audiophil-Label Acoustic Sounds Vinyl-Fans erstmals eine LP-Serie für gehobene Ansprüche. Die Fertigung erfolgt mit rein analogen Produktionsschritten vom Erste-Generation-Masterband bis zur 180g-Pressung bei Quality Record Pressings in den USA. Den luxuriösen Rahmen schaffen stabile, laminierte Tip-On-Gatefold-Sleeves und wattierte Innenhüllen. Auch Alben von Verve-Schwesterlabels wie Impulse, Mercury und Emarcy finden sich innerhalb der hochwertigen Serie wieder.

Nina Simone: Nina Simone In Concert

 
“Nightclubs waren schmutzig, Platten machen war schmutzig, Popmusik war schmutzig, und all das auch noch mit Politik zu vermischen, schien sinnlos und erniedrigend”, erinnerte sich Nina Simone in ihrer 1992 erschienenen Autobiographie “I Put A Spell On You”. Obwohl sie in ihrem Repertoire immer Lieder hatte, die ihr afroamerikanisches Erbe widerspiegelten, weigerte sich Nina Simone lange Zeit, brisante Themen wie Rassentrennung und Diskriminierung in ihrer Musik aufzugreifen. Die Ermordung des Bürgerrechtlers Medgar Evers und der Bombenanschlag des Ku-Klux-Klans auf eine afroamerikanische Baptistenkirche in Birmingham/Alabama ließen sie jedoch 1963 umdenken. Bis dahin hatte sie für das Label Colpix Platten aufgenommen, die vor allem das amerikanische Nachtclub-Publikum ansprachen.
Ihr neues Label Philips Records, mit Sitz in den Niederlanden, wollte Simone jedoch weltweit bekannt machen. Schon das erste Album mit dem schlichten Titel “Nina Simone In Concert” präsentierte eine neue und reifere Nina Simone, die zum musikalischen Sprachrohr der Bürgerrechtsbewegung wurde. Im Gedenken an Evers und die Opfer von Birmingham schrieb sie für das Album den Klassiker “Mississippi Goddam”, der im rassistischen Süden der USA prompt verboten wurde.
Politischen Zündstoff lieferte sie auch mit den ebenfalls von ihr geschriebenen Songs “Old Jim Crow” und “Go Limp” sowie mit ihrer Interpretation des eindringlichen Kurt Weill/Bertold Brecht-Liedes “Pirate Jenny”, das sie metaphorisch nutzte. Ganz traditionell intoniert sie mit ihrem Quartett (Gitarrist Rudy Stevenson, Bassist Lisle Atkinson und Schlagzeuger Bobby Hamilton) aber auch zwei ihrer frühesten Hits, die sie bereits 1957 für ihr Debütalbum “Little Girl Blue” aufgenommen hatte: Gershwins “I Loves You, Porgy” und die Jazzballade “Don’t Smoke In Bed”. Aufgezeichnet wurde “Nina Simone In Concert” im März und April 1964 bei drei Konzerten  in der New Yorker Carnegie Hall.
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