Während Tony Scotts “Music For Zen Meditation” ein Klassiker improvisierter fernöstlicher Weltmusik ist, ruft “The Third Cup” den weitgehend in Vergessenheit geratenen Gitarrenhelden Eddie Fisher in Erinnerung.
JazzEcho-Plattenteller: Eddie Fisher Quintet "The Third Cup" / Tony Scott "Music For Zen Meditation" (Verve By Request)
Tony Scott: Music For Zen Meditation (And Other Joys)
Durch die Begleitung von Sängerinnen wie Sarah Vaughan, Billie Holiday und Carmen McRae hatte sich Tony Scott in den 1950er einen hervorragenden Namen in der New Yorker Szene gemacht. Zudem war er einer der ganz wenigen Klarinettisten in den dortigen Bebop-Zirkeln. Zwischen 1955 und 1959 gewann Scott in seiner Instrumentenkategorie viermal die DownBeat Polls. Um so überraschender war es, als er New York 1960 den Rücken kehrte, um sich auf ausgedehnte Reisen durch Süd-, Ost- und Südostasien zu begeben. Erst 1964 meldete er sich auf der Musikszene mit einer neuen Aufnahme zurück: “Music For Zen Meditation (And Other Joys)”. Eingespielt hatte er die größtenteils improvisierte Musik in Tokio mit dem Koto-Spieler Shinichi Yuize und dem Shakuhachi-Flötisten Hozan Yamamoto, zwei Meistern der traditionellen japanischen Musik. “Music For Zen Meditation” war nicht nur eines der ersten Alben an der Schnittstelle zwischen Jazz, Welt- und New-Age-Musik, sondern gilt noch heute als eine der besten und spannendsten Aufnahmen überhaupt in diesem Bereich. Für diie Vinyl-Neuauflage in der Reihe “Verve By Request” erhielt dieser Klassiker ein Gatefold-Cover.
Eddie Fisher Quintet: The Third Cup
Über den Gitarristen Eddie Fisher, der in seiner Karriere nur ein halbes Dutzend Soloalben veröffentlicht hat, ist heute nur noch wenig bekannt. 1943 in Little Rock/Arkansas geboren, schloss er sich als Teenager der Tour-Band von Solomon Burke an und blieb in den späten 1950ern in Memphis hängen, wo ihn Musiker wie Isaac Hayes, Booker T. Jones und Steve Cropper unter ihre Fittiche nahmen. Mitte der 60er Jahre ließ sich Fisher in St. Louis nieder, um mit dem Bluessänger und Gitarristen Albert King zusammenzuarbeiteten und nebenher in Jazzclubs mit durchreisenden Größen wie Miles Davis, Sonny Stitt und Yusef Lateef zu spielen. Sein erstes, sehr soul-jazziges Soloalbum “The Third Cup”, auf dem Fisher seinen unwiderstehlich groovigen Gitarren-Sound in aller Pracht entfaltet, nahm er 1969 mit einem Quintett damals noch wenig bekannter, aber hochtalentierter Musiker für das Chess-/Cadet-Label auf: Organist Robert Selby, Bassist Paul Jackson (der später u.a. Herbie Hancocks Headhunters angehörte), Rhythmusgitarrist Phil Westmoreland und Schlagzeuger Kenny Rice (u.a. Gábor Szabó und Harry Belafonte).
In der Reissue-Serie “Verve By Request” werden besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffene Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.