Diesmal erscheinen in der “Verve By Request”-Reihe zwei faszinierende Impulse!-Alben, auf denen die Protagonisten mit den von ihnen gewohnten Mustern brachen: “Heavy Sounds” von Elvin Jones und Richard Davis sowie “Thembi” von Pharoah Sanders.
JazzEcho-Plattenteller: Pharoah Sanders "Thembi" / Elvin Jones "Heavy Sounds" (Verve By Request LP)
Seit Pharoah Sanders 1964 sein erstes Soloalbum eingespielt hatte, waren sich langsam entwickelnde, seitenlange (und manchmal sogar noch längere!) und mantraartige Improvisationen eines seiner Markenzeichen. Insofern fiel das Album “Thembi” 1971 in der Diskographie des Saxofonisten und Flötisten aus dem Rahmen. Denn hier präsentierte er mit einem hochkarätig besetzten Ensemble in sechs Songs eine verblüffend breite Palette relativ prägnanter Ideen. Aufgenommen wurde das Album bei drei verschiedenen Sessions mit dem Pianisten Lonnie Liston Smith (der hier erstmals mit einem Fender-Rhodes-E-Piano experimentierte), dem Violinisten Michael White, dem Bassisten Cecil McBee, den beiden Schlagzeugern Roy Haynes und Clifford Jarvis sowie einer fünfköpfigbn Percusssion-Gruppe. Steve Huey bewertete das Album bei AllMusic mit vier Sternen und schrieb: “Einige Fans mögen sich darüber beklagen, dass ‘Thembi’ konzeptionell nicht einheitlich oder intensiv genug ist, aber es ist selten, dass so viele verschiedene Seiten von Sanders in einer einzigen Aufnahme kennenlernen kann, und genau das macht das Album so interessant.”
Elvin Jones: Heavy Sounds
Not macht erfinderisch! Eigentlich hatten Schlagzeuger Elvin Jones und Bassist Richard Davis im Juni 1967 ein Trio-Album mit Larry Coryell einspielen wollen. Das mag auch den etwas irreführenden Titel erklären, denn “heavy” ist die Musik von “Heavy Sounds” nicht. Aber am Tag der Aufnahme glänzte der aufstrebende Gitarrenstar Coryell durch Abwesenheit (Jones erinnerte sich später diplomatisch: “er war krank oder so was”).
Um nicht den ganzen Tag im Studio zu verlieren, spielten Jones und Davis ad hoc eine wirklich außergewöhnliche, fast zwölfminütige Duo-Version des Gershwin-Evergreens “Summertime” ein. Nicht weniger spontan ging es dann auch am nächsten Tag zu, als die beiden ins Studio zurückkehrten, um das Album fertigzustellen. Über Nacht hatten sie den Saxofonisten Frank Foster und den Pianisten Benny Greene zur Session eingeladen. Und siehe da: diese tauchten nicht nur pünktlich zum verabredeten Termin auf, sondern steuerten auch drei eigene Stücke zu dem improvisierten Repertoire bei. Foster seine Hits “Raunchy Rita” und “Shiny Stockings” und Greene das Stück “M.E.”. Abgerundet wurde das Programm durch den Standard “Here’s That Rainy Day” und “Elvin’s Guitar Blues”, in dem der Schlagzeuger höchstpersönlich den Gitarrenpart übernahm. Es sollte seine einzige Aufnahme als Gitarrist bleiben, denn ein Larry Coryell war er schließlich nicht. Angesichts des Coverfotos von Chuck Stewart, das die beiden Hauptprotagonisten in einer kunstvollen Gegenlichtaufnahme heftig qualmend im Profil zeigte, wäre der Titel “Smokin’ Hot” für das Album vielleicht treffender gewesen.
In der Reissue-Serie “Verve By Request” werden besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffene Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.