Mit “The Dealer” von Schlagzeuger Chico Hamilton und “Soul Sisters” von Hammond-Organistin Gloria Coleman präsentiert Verve By Request zwei Alben, auf denen sich junge, unbekannte Talente neben Meistern eindrucksvoll in Szene setzen konnten.
JazzEcho-Plattenteller: Chico Hamilton "The Dealer" / Gloria Coleman Quartet "Soul Sisters" (Verve by Request)
Nachdem er mit zahllosen Größen (von Charles Mingus über Duke Ellington bis Billie Holiday) gearbeitet hatte, begann der Schlagzeuger Chico Hamilton sich ab 1955 selbst als Bandleader zu etablieren. Dabei überraschte er nicht nur mit ungewöhnlichen instrumentalen Besetzungen, sondern bewies auch eine Spürnase für neue Talente wie Charles Lloyd und Gábor Szabó, die seine Band wiederum als Sprungbrett für ihre eigenen Solokarrieren nutzen. Auf “The Dealer”, seinem letzten Album für Impulse! Records, stellte Hamilton 1966 wieder zwei junge, unbekannte Talente vor: den aufregenden Gitarristen Larry Coryell und den Altsaxofonisten Arnie Lawrence. Für beide war das soul-jazzige Album, das größtenteil Eigenkompositionen von Hamilton enthielt, die erste Plattenaufnahme überhaupt. Komplettiert wurde die Besetzung durch den Bassisten Richard Davis (der ein Jahr später zum ersten Mal die DownBeat Critics’ Poll als bester Bassist gewann) sowie Gastauftritte von Archie Shepp (ausnahmsweise als Pianist!) und Organist Ernie Hayes.
Gloria Coleman Quartet: Soul Sisters
“Eine wunderbare Soul-Jazz-Session – und völlig obskur!” So wird “Soul Sisters”, das 1963 für Impulse! Records eingespielte Debütalbum der Hammond-B3-Organistin Gloria Coleman (1931–2010), auf den Seiten von Dusty Groove bejubelt. Die gebürtige New Yorkerin, die zu dieser Zeit mit dem Miles-Davis-Tenoristen George Coleman verheiratet war, hatte ihre Karriere 1952 als Bassistin begonnen, wechselte später aber zum Klavier, bevor sie schließlich bei der Hammond-B3-Orgel landete.
Wertvolle Spiel-Tipps soll sie damals von zwei Koryphäen des schwer zu dominierende Instruments erhalten haben: Wild Bill Davis und Jimmy Smith. Auf “Soul Sisters” bewies sie erstmals, was sie von den beiden gelernt hatte. Hervorragende Unterstützung erhielt sie dabei von den Musikern ihres Quartetts: Gitarrist Grant Green, Altsaxofonist Leo Wright und Schlagzeugerin (!) Pola Roberts. Geboten wird durchweg leichtfüßig swingender Soul-Jazz mit inspirierten Soli von Green, Wright und Coleman selbst. Die einzige Nummer des Repertoires, die nicht von Gloria Coleman selbst stammt, ist Grant Greens “Funky Bob”, ein entspannter Blues, den der Gitarrist dem Impulse!-Boss Bob Thiele gewidmet hatte. Nach ihrem überraschenden Debüt sollte die Orgainstin nur noch zwei weitere Alben unter eigenem Namen aufnehmen: 1971 “Sings And Swings Organ” und 2007 schließlich “Sweet Missy”.
In der Reissue-Serie “Verve By Request” werden besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffene Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.