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Verve By Request – Klassiker und Raritäten auf Vinyl

Neben Meisterwerken von Charlie Parker und Max Roach erscheinen in der “Verve By Request”-Reihe diesmal das Debütalbum des Pianisten Junior Mance und ein exzentrisches Funk-Juwel des Eddie-Harris-Bassisten Melvin Jackson.
JazzEcho-Plattenteller: Verve by Request Vinylserie
JazzEcho-Plattenteller: Verve by Request Vinylserie
07.12.2023

Alle LPs der “Verve By Request”-Serie und mehr finden Sie in unserem JazzEcho-Store.

 
Charlie Parker: Now’s The Time: The Genius Of Charlie Parker #3
1957, zwei Jahre nach dem Tod von Charlie Parker, begann Norman Granz damit, die Clef-Aufnahmen des genialen Altsaxophonisten auf seinem neuen Label Verve Records in einer Reihe mit dem Titel “The Genius Of Charlie Parker” mit Alternate Takes auf 12-Zoll-LPs wiederzuveröffentlichen. “Now’s The Time” , das dritte Album dieser Serie, steht bis heute bei Parker-Fans und Kritikern besonders hoch im Kurs. Zum einen, weil der Altsaxofonist sich hier im Zenit seines Könnens befand, zum anderen, weil die Aufnahmen eine außergewöhnlich gute Tonqualität aufweisen. 
Darüber hinaus spielte Parker bei den beiden Sessions im Dezember 1952 und Juli 1953 mit zwei besonders hochkarätigen Quartettbesetzungen: die erste Session machte er mit Hank Jones, Teddy Kotick und Max Roach, die zweite mit Al Haig, Percy Heath und erneut Max Roach. “Parker spielt durchweg klar, kraftvoll und wohlüberlegt, mit fließender Improvisation und einem vollen, lyrischen Blueston”, meint Marc Myers auf JazzWax. “Seine Energie ist enorm, und bei jedem Stück prescht er voran wie ein Fußballstar, der mit dem Ball kunstvoll die Verteidiger austanzt und zum Tor drängt.”
 
Junior Mance: Junior
Als der Pianist Junior Mance im Februar 1959 als Mitglied des Dizzy Gillespie Sextet an Aufnahmesessions für zwei Verve-Alben des Trompeters teilnahm, beeindruckte er den Produzenten Norman Granz dermaßen, dass dieser ihm spontan anbot, ein eigenes Album für das Label einzuspielen. Das schlicht “Junior” betitelte Album war zugleich auch das erste Soloalbum überhaupt des damals bereits 30-Jährigen, der sich davor einen Namen als Begleiter von Dinah Washington und Cannonball Adderley gemacht hatte. Im Trio mit dem Schlagzeuger Lex Humphries (mit dem er auch in Gillespies Sextett zusammenspielte) und dem Bassisten Ray Brown nahm Mance im April 1959 ein Programm aus Standards (u.a. Cole Porters “Love For Sale”, Dizzys “Birks’ Works” und Benny Golsons “Whisper Not”) und Eigenkompositionen (“Jubilation”, “Blues For Beverlee” und “Junior’s Tune”) auf, das ihn als kraftvoll swingenden und bluesigen Pianisten auswies.
 
Melvin Jackson: Funky Skull
Über den aus Chicago stammenden Bassisten Melvin Jackson ist äußerst wenig bekannt. Nur dass er in den 1960er Jahren auf etlichen Alben des Soul-Jazz-Saxofonisten Eddie Harris mitspielte und je eine Aufnahme mit John Klemmer und der großen Aretha Franklin gemacht hat. Unter dem fantastischen Titel “Funky Skull” nahm Melvin Jackson 1969 außerdem sein einziges Soloalbum auf. Das dafür aber umso erstaunlicher ist. Denn mit seinem Kontrabass und einem Arsenal an Effektgeräten ging Jackson ins Studio, um ein aufregend psychedelisches und funkiges Soul-Jazz-Album einzuspielen, das vieles von dem vorwegnahm, was Herbie Hancock vier Jahre später mit seiner Band The Headhunters machen sollte. So außergewöhnlich wie das Album selbst ist aber auch die Besetzung mit vielen eher avantgardistisch orientierten Musikern aus dem Umfeld von Miles Davis, Ornette Coleman und der Chicagoer Musikervereinigung AACM: darunter Lester Bowie, Roscoe Mitchell, Billy Hart, Leo Smith, Phil Upchurch, Pete Cosey, Morris Jennings, Jodie Christian und Byron Bowie.
 
Max Roach + 4 – Moon-Faced And Starry-Eyed
Mit seiner Band Max Roach +4, die er nach dem Unfalltod seiner Spielpartner Clifford Brown und Richie Powell gegründet hatte, reizte der Schlagzeuger Max Roach in den 1950er Jahren immer wieder die Grenzen des Jazz aus. Eine Ausnahme bildete das 1959 aufgenommene Album “Moon-Faced And Starry-Eyed”, auf dem ausschließlich balladeske Jazzstandards interpretiert wurden. Zu der Band mit Stanley Turrentine (Tenorsax), Tommy Turrentine (Trompete), Julian Priester (Posaune), Ray Bryant (Piano) und Bob Boswell (Bass) stieß bei zwei Nummern außerdem die Sängerin Abbey Lincoln (die Roach vier Jahre später heiraten sollte). Nach seiner Erstveröffentlichung war dieses wunderbare Album nur 1992 für kurze Zeit als Japan-Import erhältlich.
In der Reissue-Serie “Verve By Request” werden besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffene Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.
 
 
 
 
 
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