Auf “Today And Tomorrow” lieferte McCoy Tyner eine beispielhafte Kostprobe seines dynamisch-kraftvollen Klavierspiels ab. Leichter und grooviger ist der Anschlag, den Ramsey Lewis auf seinem brillanten Hit-Album “The In Crowd” demonstriert.
JazzEcho-Plattenteller: McCoy Tyner "Today And Tomorrow" / Ramsey Lewis Trio: "The In Crowd" (Verve By Request Vinyl)
Von 1962 bis 1965 bildete der Pianist McCoy Tyner mit dem Bassisten Jimmy Garrison und Schlagzeuger Elvin Jones das “klassische Quartett” des Saxofonisten John Coltrane, das für Impulse! zahlreichende bahnbrechende Alben einspielte. Zur gleichen Zeit begann Tyner bei dem Label indes auch seine Solokarriere. Seine ersten drei Studioalben für Impulse! spielte der er mit jeweils anderen, stets hochkarätigen Trio-Besetzungen ein. Von diesem Muster wich Tyner erst ab, als er 1963/64 bei zwei Sessions das Material für “Today And Tomorrow” aufnahm. Auf der ersten Plattenseite präsentierte sich Tyner mit einem ungewöhnlich besetzten Sextett, in dem er eher traditionell ausgerichtete Musiker (Trompeter Thad Jones und Altsaxofonist Frank Strozier) erfolgreich mit progressiver orientierten Kollegen (Sun-Ra-Tenorist John Gilmore, Bassist Butch Warren und Elvin Jones) kombinierte. Die zweite Hälfte des Programms, das neben drei Originalen auch Interpretationen von Dizzy Gillespies “A Night In Tunisia”, Joseph Kosmas “Autumn Leaves” und dem Johnny-Mathis-Hit “When Sunny Gets Blue” enthielt, bestritt Tyner dann wiederum im Trio mit seinem Coltrane-Kompagnon Garrison und Schlagzeuger Albert “Tootie” Heath.
Ramsey Lewis Trio: The In Crowd
Der im im September 2022 mit 87 Jahren gestorbene Pianist Ramsey Lewis gehörte Mitte der 1960er Jahre zu den ersten Ikonen des groovenden Soul-Jazz. Seinen größten Erfolg landete er 1965 mit dem Album “The In Crowd”, das live im Bohemian Caverns in Washington D.C. mitgschnitten wurde. Das spritzige Album eroberte in den USA im selben Jahr Platz 1 der R&B-Charts sowie Platz 2 der Billboard Top 200-Albumcharts und brachte dem formidablen Ramsey Lewis Trio (mit Eldee Young an Bass und Redd Holt am Schlagzeug) 1966 den Grammy für das beste Jazzinstrumentalalbum ein. Zu den Highlights des Repertoires zählen u.a. das bluesige “Since I Fell For You”, eine groovige Variante des “Tennessee Waltz”, die mit erstaunlichem Drive gespielte Bossa “Felicidade” und natürlich die ansteckende Titelnummer, die auch als Single die Spitzen der Charts erklomm und 2009 in die Grammy Hall of Fame aufgenommen wurde.
In der Reissue-Serie “Verve By Request” werden besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffene Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.