Verve By Request – Sängerinnen mit ausgeprägtem Charakter
Ein stimmliches Kontrastprogramm bieten die neuen Vinyl-Alben der Reihe Verve By Request: das Verve-Debüt der stets mädchenhaft klingenden Blossom Dearie und “Bad But Beautiful” der eher verruchten Eartha Kitt.
JazzEcho-Plattenteller: Eartha Kitt "Bad But Beautiful" / Blossom Dearie "Blossom Dearie" (Verve By Request LP)
Ende der 1990er Jahre startete Verve Records seine immens erfolgreiche Reissue-Serie “Verve By Request”, in der besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffenen Klassiker auf CD veröffentlicht wurden. Jetzt ist diese Reihe wiederbelebt worden, diesmal allerdings gibt es die ausgewählten Werke nicht auf CD, sondern auf Vinyl. Als Partner fungiert dabei das 2001 von dem Indie-Rocker Jack White (The White Stripes) gegründete Label Third Man Records, das in Detroit ein exzellentes Vinyl-Presswerk (mit aus Deutschland importierten Maschinen) und ein Audio-Mastering-Studio unterhält. Erscheinen werden in der Serie sorgfältig ausgewählte Titel, die vielfach schon seit langem vergriffen sind, aber auch Alben aus den neunziger und nuller Jahren, die bis heute noch nicht auf Vinyl veröffentlicht wurden. Alle Aufnahmen werden, sofern möglich, von den analogen Originalquellen neu gemastert und bei Third Man Pressing in Detroit auf 180-Gramm-Vinyl in audiophiler Qualität gepresst.
Blossom Dearie – Blossom Dearie
33 Jahre alt war Blossom Dearie bereits, als sie 1957 ihr titelloses Debütalbum bei Verve herausbrachte. Und mit ihrer mädchenhaften Stimme, die in einem reizvollen Kontrast zu ihrem exzellenten Klavierspiel stand, hob sie sich auf Anhieb von all ihren Kolleginnen ab. Zudem zeichnete sich Blossom durch ihren ungemein trockenen Humor aus, mit dem sie vielen Songs ihren ganz eigenen Stempel aufdrückte. Begonnen hatte die 1924 in Upstate New York geborene Margrethe Blossom Dearie ihre musikalische Karriere Ende der 1940er Jahre in einigen Vokalensembles in New York. 1952 zog sie nach Paris, wo sie fünf Jahre lang lebte und mit dem von ihr geleiteten Vokalensemble The Blue Stars of France einige Platten aufnahm. Mit einer französischsprachigen Version von “Lullaby Of Birdland” landete sie dort sogar einen veritablen Hit. Darüber hinaus spielte sie in Paris für das Label Barclay auch ein Album mit dem Titel “Blossom Dearie Plays ‘April In Paris’” ein, auf dem sie (u.a. mit dem belgischen Flötisten Bobby Jasper) ausschließlich als Pianistin in Erscheinung trat. Kurz nach ihrer Rückkehr nach New York ging sie dann mit dem Gitarristen Herb Ellis, Bassist Ray Brown und Schlagzeuger Jo Jones ins Studio, um “Blossom Dearie” aufzunehmen. Auf dem Album tauchte Blossom tief in das Repertoire des “Great American Songbook” ein, präsentierte aber – als Hommage an ihre zeitweilige Wahlheimat Paris – auch ein paar in Französisch gesungene Songs.
Eartha Kitt – Bad But Beautiful
Verrucht, aber wunderschön. So könnte man vielleicht am besten den Titel dieses Albums von Eartha Kitt übersetzen, das nun erstmals seit seiner ursprünglichen Veröffentlichung im Jahr 1962 wieder erhältlich ist. Der Regisseur und Schauspieler Orson Welles, der mehrfach mit Eartha zusammengearbeitet hatte, bezeichnte sie damals als “die aufregendste Frau der Welt”. Weniger schmeichelhaft war das Etikett “sadistische Nymphomanin”, das ihr die CIA 1968 nach ihrer Kritik am Vietnam-Krieg anhängte. Auf ihrem einzigen Album für MGM Records ist Eartha Kitt mit bestens bekannten Film- und Broadway-Klassikern wie “Love For Sale”, “Diamonds Are A Girl’s Best Friend”, “Whatever Lola Wants” und “La Dolce Vita” zu hören. Die orchestralen Arrangements der Stücke stammten je zur Hälfte aus der Feder des großen Billy May und von dem Film- und Fernsehkomponisten William Loose.