Verve By Request – von groovig über visionär bis lyrisch entspannt
In der “Verve By Request”-Reihe erscheinen diesmal auf Vinyl vier herausragende Alben von Roy Hargrove & The RH Factor, John Scofield mit Medeski Martin & Wood, Don Cherry und Harold Land.
JazzEcho-Plattenteller: Verve by Request Vinylserie
Mit “Hard Groove” gelang dem Trompeter Roy Hargrove 2003 ein bahnbrechendes und Genregrenzen sprengendes Album, auf dem er virtuos Jazz, Funk, Hip-Hop und Rhythm’n’Blues vermischte. Mit seiner fantastisch besetzten zehnköpfigen Band The RH Factor interpretiert Hargrove hier neben mitreißenden Originalen auch den Funkadelic-Klassiker “I’ll Stay”, der ihm eine Grammy-Nominierung einbrachte. Zum 20-jährigen Jubiläum wird “Hard Groove” nun als Doppel-Vinyl in einem Gatefold-Cover wiederveröffentlicht. Aus heutiger Sicht wirkt das Album in mancher Hinsicht wie eine Blaupause für Robert Glaspers “Black Radio”-Projekte, bei denen zehn Jahre später viele von Hargroves Gästen (u.a. D’Angelo, Anthony Hamilton, Common, Erykah Badu, Q-Tip, Meshell Ndegeocello, Steve Coleman und Karl Denson) erneut auftauchten.
John Scofield: A Go Go
Auf diesem einflussreichen und bis heute immens populären Album traf der Gitarrist John Scofield 1998 das erste Mal für eine abenteuerlich funkige Jam-Session mit dem unkonventionellen Groove-Trio Medeski Martin & Wood zusammen. “‘A Go Go’ ist weit mehr als nur vier coole Typen, die zusammen jammen und miteinander Spaß haben”, heißt es in derAllMusic-Rezension des Albums. “Es ist ein ungemein unterhaltsamer, ohrenöffnender Musiktrip.” Beim Publikum kam “A Go Go” so gut an, dass dieses ausgefallene Quartett danach unter dem Namen Medeski Scofield Martin & Wood noch drei weitere fabelhafte Alben einspielte.
Don Cherry: Art Deco
Das Ensemble, mit dem sich Don Cherry 1989 auf “Art Deco” präsentierte, weckte aufgrund seiner Besetzung unweigerlich Erinnerungen an das revolutionäre Ornette Coleman Quartet der späten 1950er. Denn mit Charlie Haden am Bass und Billy Higgins am Schlagzeug hatte der Trompeter für diese Session gleich zwei ehemalige Kollegen jener legendären Formation an seine Seite geholt. Komplettiert wurde das Quartett von dem Texas-Tenoristen James Clay, der damals auch zum engen Zirkel von Coleman gehört hatte. Musikalisch bewegen sich die gereiften Free-Jazz-Pioniere hier allerdings in deutlich entspannteren und melodischeren Gewässern. Neben drei Ornette-Coleman-Klassikern, die natürlich nicht fehlen durften, und eigenen Originalen standen sogar drei Jazzstandards auf dem Programm.
Harold Land Quintet: The Peace-Maker
Als jazziger Ableger des legendären R&B- und Blues-Labels Chess Records brachte Cadet Records zwischen 1965 und 1975 etliche groovige Klassiker von dem populären Ramsey Lewis Trio, Ahmad Jamal und Kenny Burrell heraus. Etwas aus der Reihe fiel das 1968 veröffentlichte Album “The Peace-Maker” von dem aus Texas stammenden Tenorsaxophonisten und Flötisten Harold Land, der Mitte der 1950er im Clifford Brown/Max Roach Quintet zu einem der führenden Solisten des Bebop und Hardbop aufgestiegen war. Auf dem ungemein relaxten Album (das bei AllMusic die Höchstwertung von fünf Sternen erhielt!) zeigt sich Land im Zusammenspiel mit dem Vibraphonisten Bobby Hutcherson, Pianist Joe Sample, Bassist Buster Williams und Drummer Donald Bailey ganz von seiner lyrischen Seite.
In der immens erfolgreichen Reissue-Serie “Verve By Request” werden besondere Raritäten und von Jazzfans gewünschte, längst vergriffene Klassiker auf Vinyl wiederveröffentlicht.