JazzEcho-Plattenteller | News | Zum 95. Geburtstag von Chet Baker - ein Jazz-Superstar auf seiner ersten Europa-Tournee

Zum 95. Geburtstag von Chet Baker – ein Jazz-Superstar auf seiner ersten Europa-Tournee

Am 23. Dezember jährt sich zum 95. Mal der Geburtstag von Chet Baker. Zur Erinnerung an den 1988 gestorbenen Trompeter und Sänger veröffentlicht Decca Frankreich auf Vinyl die drei Alben der Serie “Chet Baker In Paris”.
JazzEcho-Plattenteller: Chet Baker In Paris (Vol. 1-3)
JazzEcho-Plattenteller: Chet Baker In Paris (Vol. 1-3)
30.08.2024

Diese LPs von Chet Baker und mehr finden Sie in unserem JazzEcho-Store.

1955 befand sich Chet Baker im Zenit seiner Karriere und stand zugleich an einem Scheideweg. Durch Auftritte mit Stan Getz und Charlie Parker, die enge Zusammenarbeit mit Gerry Mulligan und Aufnahmen mit seinem eigenen Quartett hatte Baker mit 26 Jahren den Gipfel der Popularität erklommen. Die Leser von DownBeat und Metronome hatten ihn sowohl zum Jazzsänger als auch zum Trompeter des Jahres gekürt, wobei er Miles Davis, Dizzy Gillespie and Clifford Brown auf die Plätze verwies. Dank seines guten jugendlichen Aussehens, von dem legendären Jazzfotografen William Claxton in einem ikonischen Bild verewigt, erhielt er in diesem Jahr auch seine erste Filmrolle in dem Kriegsfilm “Hell’s Horizon”
Kurzum: Chet Baker, der laut dem britischen Jazzkritiker Dave Gelly damals “James Dean, Sinatra und Bix [Beiderbecke] in einer Person” verkörperte, war der Superstar der Stunde. Und wurde als solcher auch heftig von den großen Hollywood-Studios umworben. Doch statt den Erfolg als Schauspieler zu suchen, zog Baker das Leben als herumreisender Musiker vor. Und so brach er im September 1955 zu seiner ersten Europa-Tournee auf, die sich über acht Monate erstrecken und den amerikanischen Beau mit diversen Größen der europäischen Jazzszene (darunter auch Caterina Valente und das Orchester von Kurt Edelhagen) zusammenführen sollte, Begleitet wurde er auf der Mammut-Tournee von dem Bassisten Jimmy Bond und dem Schlagzeuger Peter Littman, zwei Musikern seines erfolgreichen Quartetts. Lediglich Pianist Russ Freeman blieb in Los Angeles und wurde kurzfristig durch den hochtalentierten jungen Dick Twardzik ersetzt. Im Laufe der Tournee ging Baker mehrfach und mit wechselnden Besetzungen in das Pariser Studio Pathé-Magellan, um dort für das Label Barclay das Material für drei Alben einzuspielen. Nun werden diese anläßlich von Bakers 95. Geburtstag einzeln auf Vinyl unter dem Titel “Chet Baker In Paris” wiederveröffentlicht.
Chet Baker  – Chet Baker In Paris Vol. 1
Das erste Album dieser Riehe war gleich in doppelter Hinsicht eine historisch wichtige und hochinteressante Aufnahme. Zum einen spielte Baker mit den Musikern seines mitgereisten Quartetts ein Programm mit Stücken des weitgehend unbekannt gebliebenen, aber exzellenten Komponisten Bob Zieff, der sich einmal selbstironisch als “Underground Jazz Composer” bezeichnete. Zum anderen sind es die letzten Studioaufnahmen des Pianisten Dick Twardzik, der – nur 24 Jahre alt – exakt eine Woche nach der letzten Session an einer Heroinüberdosis starb.
Chet Baker – Chet Baker In Paris Vol. 2
Ein geradezu klassisches Chet-Baker-Album, aufgenommen im Oktober 1955. Das Repertoire setzt sich aus bestens bekannten, balladesken  Standards zusammen (u.a. “I’ll Remember April”, “These Foolish Things”, “Autumn In New York”, “Summertime” und ”Lover Man”) und wird hier von einem amerikanisch-europäischen Quartett präsentiert, das Baker ad hoc aus seinem etatmäßigen Bassisten Jimmy Bond, dem französischen Pianisten Gérard Gustin und dem schwedischen Schlagzeuger Nils-Bertil Dahlander zusammengestellt hatte.
Chet Baker – Chet Baker in Paris Vol. 3
Auf dem dritten Album, das u.a. unter dem etwas irreführenden Titel “Chet Baker And His Quintet With Bobby Jaspar” bekannt ist, arbeitete der Trompeter wiederum mit einer ganzen Reihe prominenter belgischer und französischer Musiker zusammen. Neben dem Tenorsaxofonisten und Flötisten Bobby Jasper seien hier noch die Pianisten Francy Boland, René Urtreger und Raymond Fol besonders genannt. Geboten wurde diesmal eine abwechslungsreiche Mischung aus Standards, Originalen von Baker selbst und von Musikern wie Phil Urso und Al Cohn, die  mit dem Trompeter assoziiert waren.
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