Als Produzent Creed Taylor bei
Verve Records 1962 das erste bedeutende US-amerikanische Bossa-Nova-Album veröffentlichte, griff er zu einem kleinen Etikettenschwindel. Denn vorgestellt wurde der damals noch recht neue Stil nicht etwa unter seiner brasilianischen Bezeichnung, sondern als Jazz-Samba. Zum Erfolg von “
Jazz Samba” und “
Jazz Samba Encore!” trug dies natürlich eher am Rande bei, ihre Popularität verdankten beide Alben in erster Linie der mitreißenden Musik und den herausragenden Interpretationen durch die US-amerikanischen Jazzstars
Stan Getz und
Charlie Byrd sowie ihre brasilianischen Mitstreiter
Luiz Bonfá,
Antônio Carlos Jobim und
Maria Toledo. Nun werden die beiden frühen Bossa-Klassiker in der “JAZZPLUS”-Reihe zusammen auf einer CD wiederveröffentlicht.
Im All Music Guide verglich Kritiker Steve Huey “
Jazz Samba” mit dem ikonoklastischen “Getz/Gilberto”-Album, das gut ein Jahr später aufgenommen wurde und “The Girl From Ipanema” in aller Welt populär machte. “‘Jazz Samba’ ist genauso bedeutend und wegweisend”, meint Huey, “schließlich war es zuerst da und in Wahrheit
das erste richtige Bossa-Nova-Album US-amerikanischer Jazzmusiker. Und es war auch kommerziell nicht weniger erfolgreich, eroberte die Spitze der LP-Charts und brachte mit ‘Desafinado’ seine eigene Pop-Hit-Single hervor. Es löste tatsächlich das Bossa-Nova-Fieber aus und machte mehrere Standards des Genres bekannt (darunter Ary Barrosos ‘Bahia’ sowie
Antônio Carlos Jobims ‘Desafinado’ und ‘Samba de uma nota só’ [aka ‘One Note Samba’]).” Aufgenommen hatten Tenorsaxophonist Stan Getz und Gitarrist Charlie Byrd dieses erste Album mit einer rein US-amerikanischen Besetzung: Charlies Bruder Gene an Rhythmusgitarre und Bass, Schlagzeuger Buddy Deppenschmidt, Bassist Keter Betts und Perkussionist Bill Reichenbach.
Prominente Verstärkung aus Brasilien holte sich Stan Getz erstmals ein Jahr später für “
Jazz Samba Encore!” ins Studio. Anstelle von Charlie Byrd war sein hauptsächlicher “Sparringspartner” diesmal der brasilianische Gitarrist
Luiz Bonfá. Maestro Jobim spielte bei vier Nummern Gitarre und steuerte das luftige Piano zu “Insensatez” bei, während Maria Toledo Jobims “Insensatez” und die drei Bonfá-Kompositionen “Sambalero”, “Samba de duas notas” und “Menina flor” mit ihrer samtig-dunklen Stimme veredelte. Mit José Carlos und Paulo Ferreira sorgten nun außerdem zwei brasilianische Schlagzeuger für
authentische Bossa-Rhythmik. Und gerade diese Authentizität (Toledo sang die brasilianischen Originaltexte) war wohl auch dafür verantwortlich, dass dieses Album in den USA anfangs nicht ganz so offen aufgenommen (in den LP-Charts erreichte es nur Platz 88) und erst ein paar Jahre später von Kritikern und Bossa-Fans als wahrer Klassiker gefeiert wurde.
Die CDs der
“JAZZPLUS”-Serie bieten jeweils zwei Originalalben eines Künstlers auf einer CD. Aber auch die anderen Aspekte der preiswerten Edition, die Einspielungen für legendäre Jazzlabels wie Verve, Mercury, Prestige, Riverside u.v.a. präsentiert, können sich sehen und hören lassen: Alle Aufnahmen wurden neu digital von den Originalbändern remastert, viele Alben erscheinen hier erstmals auf CD oder waren lange nicht mehr erhältlich. Außerdem beinhalten die Booklets komplette Faksimiles der beiden Original-LP-Artworks, sowie natürlich alle diskographischen Angaben zu den Aufnahmen.