Kai Winding gehörte im Jazzbereich zu den Wegbereitern der Posaune als Lead-Instrument und über Jahrzehnte hinweg zu den wandlungsfähigsten Musikern der Branche. Als Ensemblemitglied bei Benny Goodman und Stan Kenton etablierte er sich in den 1940ern im damals populären Swing, wirkte aber auch an Miles Davis' legendären “Birth Of The Cool”-Sessions mit. Mit Beginn der Bebop-Ära wurde Winding zu einem ihrer prägenden Vertreter. Unzählige Arbeiten als Studiomusiker und seine mit J. J. Johnson geleiteten Ensembles machten ihn zudem zu einem wichtigen Bestandteil der amerikanischen Jazzszene. Als Produzent Creed Taylor Impulse! gründete, lieferte Winding mit der mittlerweile Kult gewordenen LP “The Great Kai & J.J.” eine der ersten Aufnahmen des Labels.
Da Creed Taylor und Kai Winding musikalisch bestens harmonierten, brauchte Taylor nach seinem Wechsel zu Verve den Posaunisten nicht lange bitten. Ihre produktive Zusammenarbeit brachte 1963 das Album “Soul Surfin'” hervor, das jazzorientierter Popmusik enthielt. Mit Blick auf den damals aktuellen Surf-Trend – in sportlicher wie musikalischer Hinsicht – kombinierte man Kai Windings charakteristischen Posaunenklang mit Kenny Burrells beat-orientierter “twang guitar” und garnierte das Ganze mit dem Sound eines damals neuartigen Elektronikinstrumentes namens Ondioline. Zusammen mit dem Track “Comin' Home Baby” koppelte man den Titel “More”, den von Riz Ortolani geschriebenen Titelmelodie-Ohrwurm des Filmes “Mondo Cane”, als Single aus. Überraschenderweise schnellte er bis in die Top Ten!
Creed Taylor bestand ob des Erfolges auf einer ähnlich gelagerten Fortsetzung, und so spielte man zum Jahreswechsel 1963/1964 das Album “Mondo Cane #2” ein. Die Titelmusik des gleichnamigen Nachfolgefilmes führte die Tracklist an, wobei neben Klassikadaptionen (“The Moldau”) und Standards (“Till”) auch zahlreiche Eigenkompositionen von Winding und Arrangeur Claus Ogerman vertreten waren. Anstelle von Kenny Burrell spielte diesmal Les Spann Gitarre, Jean-Jacques Perreys Ondioline war aber erneut als melodieführendes Instrument dabei. Eigentlich ein Wunder, dass Windings groovender Beat-Jazz-Sound noch nicht seinen Weg in einen Tarantino-Film gefunden hat! Mit der jetzt erschienenen CD-Erstveröffentlichung beider Alben lässt es sich aber auf jeden Fall bestens in die coolen Sixties zurücksurfen.
Die CDs der JAZZPLUS-Serie bieten jeweils zwei Originalalben eines Künstlers auf einer CD. Aber auch die anderen Aspekte der preiswerten Edition, die Einspielungen für legendäre Jazzlabels wie Verve, Mercury, Prestige, Riverside u.v.a. präsentiert, können sich sehen und hören lassen: Alle Aufnahmen wurden neu digital von den Originalbändern remastert, viele Alben erscheinen hier erstmals auf CD oder waren lange nicht mehr erhältlich. Außerdem beinhalten die Booklets komplette Faksimiles der beiden Original-LP-Artworks, sowie natürlich alle diskographischen Angaben zu den Aufnahmen.