Schweißtreibende Angelegenheit – ein Hollywood-Star glänzt als Team-Player
Auf seiner neuen EP “Plays Well With Others” überlässt der Klavier spielende Mime Jeff Goldblum bescheiden dem Mildred Snitzer Orchestra und seinen singenden Gästen das Rampenlicht.
Wenn Jeff Goldblum zum Mitmachen einlädt, kann offenbar niemand widerstehen. Das war schon 2018 so, als der damals 66-Jährige sein spätes Debütalbum “The Capitol Studios Sessions” einspielte und eine wunderbar eklektische Gästeliste mit Till Brönner, Imelda May, Haley Reinhart und der Komikerin Sarah Silverman aufbieten konnte. Noch mehr Stars drängelten sich im folgenden Jahr auf “I Shouldn’t Be Telling You This” mit Jeff und seinem Mildred Snitzer Orchestra ins Studio: von Gregory Porter über Fiona Apple, Sharon Van Etten, Inara George, Miley Cyrus, Anna Calvi und Gina Saputo bis hin zu dem Trompeter Gilbert Castellanos. “Ein weniger selbstbewusster Musiker hätte vielleicht seinen Starstatus ausgenutzt, um sich nach vorne zu drängen”, erkannte seinerzeit Consequence of Sound, “aber Goldblum hat erkannt, dass es beim Jazz nicht darum geht, im Rampenlicht zu stehen, sondern um das Zusammenspiel der Band als Ganzes.” Der Titel seiner neuen EP “Plays Well With Others” kommt also nicht von ungefähr. Spielpartner/innen sind diesmal die Vokalistinnen Freda Payne, Kelly Clarkson und Mattiel Brown sowie der brasilianische Sänger Rodrigo Amarante. Bei zwei Instrumentaltiteln erhalten zudem die bewährten Musiker von Jeffs siebenköpfiger Band reichlich Gelegenheit, als Solisten und Ensemblespieler zu glänzen: Organist Joe Bagg, die Saxofonisten James King und Scott Gilman, Gitarrist John Storie, Bassist Alex Frank und Drummer Kenneth Elliott. Aber natürlich lässt auch Jeff selbst sein über Jahrzehnte hinweg verfeinertes musikalisches Talent am Klavier aufblitzen.
Den Auftakt macht das Mildred Snitzer Orchestra mit einer cool groovenden und eher soul-jazzigen Neuinterpretation des ursprünglich sehr bluesbetonten Hank-Mobley-Klassikers “A Baptist Beat”. Im Anschluss ist Kelly Clarkson, die 2002 die erste Staffel von “American Idol” gewann, mit einem Medley aus Cole Porters “Don’t’ Fence Me In” und Horace Silvers “Strollin’” zu hören. Danach bietet die aus Atlanta/Georgia stammenden Sängerin Mattiel Brown (vom Indie-Rock-Duo Mattiel) eine unter die Haut gehende Version von Henry Mancinis romantischem Evergreen “Moon River”. Ein absoluter Höhepunkt der EP ist die zweite Instrumentalnummer, die noch einmal die raffinierten Arrangierkünste von Joe Bagg, Alex Frank und John Storie in den Vordergrund rückt: sie verwandelten die Ballade “In The Wee Small Hours Of The Morning”, von David Mann und Bob Hillard 1955 für Frank Sinatra komponiert, in eine luftig-leichte Bossa Nova, die so ganz nebenbei auf pfiffige Weise Antônio Carlos Jobims “Águas de Março” zitiert.
Passenderweise betritt gleich danach der aus Rio de Janeiro stammende Rodrigo Amarante die Bühne. Der Sänger, Gitarrist und Songwriter (bekannt u.a. als Kopf der brasilianischen Indie-Rock-Band Los Hermanos, Mitglied der Supergroup Little Joy und für den Titelsong “Tuyo” zur Netflix-Serie “Narcos”) überrascht mit einer Interpretation des Songs “I Wanna Be Around”, den Johnny Mercer und Sadie Vimmerstedt 1962 für den Crooner-König Tony Bennett geschrieben hatten. Für einen fulminaten Abgang sorgt danach mit “Lazy Afternoon” die 80-jährige Freda Payne, eine lebende Legende der Detroiter Jazz-, Rhythm’n’Blues- und Soulszene.
“Die Zusammenarbeit mit diesen fantastischen Sängerinnen und Sängern hat mir das Gefühl gegeben, dass ich mich mir selbst offenbart habe”, meint ein rundum zufrieden strahlender Jeff Goldblum, “und diese Erfahrung hat mich völlig schweißgetränkt und entschlackt zurückgelassen.”
Am 3. April kann man Jeff Goldblum mit dem Mildred Snitzer Orchestra bei seinem einzigen Deutschland-Auftritt im Großen Sendesaal des rbb in Berlin live erleben. Eine seltene Gelegenheit, die sich kein Jazzfan entgehen lassen sollte. Außerdem ist exklusiv im JazzEcho-Store ddie EP auf Vinyl mit Autogrammkarte erhältlich.