Auf seinem zweiten Blue-Note-Album “Passage” zollt der Schlagzeuger und Komponist Johnathan Blake mit seiner Band Pentad u.a. seinem 2014 gestorbenen Vater, dem Jazzviolinisten John Blake Jr., Tribut.
Johnathan Blake(c) David Ellis
11.08.2023
Seinen Einstand als Blue-Note-Solokünstler hatte der Schlagzeuger und Komponist Johnathan Blake vor zwei Jahren mit dem von der Kritik gefeierten Album “Homeward Bound” gegeben. Auf ihm erinnerte er auf anrührende Weise an eines der vielen jungen Opfer der Sandy-Hook-Tragödie von 2012: die kleine Tochter des Saxofonisten Jimmy Greene und der Flötistin Nelba Marquez-Greene. Nun meldet sich Blake auf seinem zweiten Blue-Note-Album “Passage” mit einer weiteren von Herzen kommenden und sehr persönlichen Hommage an seinen 2014 gestorbenen Vater, den Jazzviolinisten John Blake Jr., zurück. Obwohl dieser im Laufe seiner Karriere mit Größen wie Archie Shepp, Grover Washington Jr. und McCoy Tyner gearbeitet hatte, war ihm der künstlerische Durchbruch nie so recht vergönnt gewesen.
Die ersten Pressestimmen zu “Passage” hätten kaum enthusiastischer ausfallen können. Der Guardian bejubelt das neue Album als “eine lebhafte Hommage an seinen Vater” und hebt vor allem seine “üppigen Vibes, funky Jams und unbändige Energie” hervor. Die Times bezeichnet “Passage” als eine “ergreifende Ode an die Familie”, während die Financial Times den Fokus wiederum auf die “fesselnden Kompositionen” lenkt, von denen die Hälfte aus der Feder des Schlagzeugers stammt.
Für die Einspielung von “Passage” trommelte Johnathan Blake erneut die feinen Musiker seiner Band Pentad zusammen, mit der er 2021 auch schon “Homeward Bound” aufgenommen hatte: Altsaxofonist Immanuel Wilkins, Vibraphonist Joel Ross, Keyboarder David Virelles und Bassist Dezron Douglas. “Jeder in dieser Band hat eine einzigartige Stimme”, sagt Johnathan Blake. “Wir sind als Band und auch individuell gereift, vor allem Joel und Immanuel; sie haben in den zurückliegenden Jahren [gemeint ist: seit der Aufnahme von ‘Homeward Bound’] mehr Erfahrung gesammelt, und so hat sich auch ihr Spiel weiterentwickelt. Wir vertrauen einander noch mehr, so dass wir uns in der Musik mehr Freiheiten herausnehmen können. Wir halten uns jetzt wirklich gegenseitig den Rücken frei.”
Wie schon “Homeward Bound” beginnt Johnathan Blake auch “Passage” wieder mit einer sehr melodischen Schlagzeug-Solo-Nummer. Sie ist eine Hommage an Blakes Schlagzeuger-Kollegen Lawrence “Lo” Leathers, der 2019 auf brutale Weise von seiner Freundin und einem Komplizen ermordet wurde. An einem weiteren Freund und Instrumentalkollegen erinnert Blake später mit dem Stück “Tears I Cannot Hide”, das aus der Feder des 2021 verstorbenen Ralph Peterson Jr. stammt. Die einzige andere Komposition des Albums, die weder von Johnathan Blake noch einem seiner Bandkollegen geschrieben wurde, ist das Titelstück “Passage”. Es ist eine nie zuvor aufgenommene Komposition von John Blake Jr., die mit ihren vertrackten harmonischen und stilistischen Wechseln nicht nur die Karriere des Violinisten widerspiegelt, sondern auch zeigt, was für eine Person er war und was für ein Leben er geführt hatte. Immmanuel Wilkins’ Solo legt hier zudem den Grundstein für die energetische Dualität des gesamten Albums: sehr selbstsicher und doch stets entspannt. “Ich war mir anfangs nicht sicher, ob ich die Nummer wirklich für das Album aufzunehmen sollte”, sagt Blake, “aber die Band spielte sie schließlich auf eine Weise, die mir sehr natürlich vorkam.”
“Dieses Album zeigt wirklich den Grad des Vertrauens, den wir inzwischen gemeinsam erreicht haben”, zieht Jonathan Blake zufrieden Bilanz. “Pentad ist eine Bruderschaft – fünf Einheiten, die zusammenkommen, um einen gemeinsamen Sound zu formen.”