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Interaktiv – Jon Balke als Klangarchitekt am Klavier

“Warp”, das neue Album des norwegischen Pianisten Jon Balke, ist eine faszinierende Meditation über die Natur des Solospiels und den Einfluss von Außenklängen.
Jon Balke
Jon Balke© Colin Eick/ECM Records
11.02.2016
“Ich bin am Klang von Räumen interessiert und daran, wie er uns beeinflusst”, sagt Jon Balke. Auf jedem seiner ECM-Alben hat einem der norwegische Pianist einen anderen Blick auf den Prozess der Improvisation eröffnet. Sein neues AlbumWarp” ist eine klanggeformte Meditation über die Natur des Solospiels. Balke prüft hier, auf welche Weisen “ein einsamer Musiker, in seine eigene ästethische Wolke eingehüllt, mit der Welt interagiert, oder wie die Welt in seinen Raum eindringt. Wie die Welt in der Kunst widerhallt und umgekehrt.”
Ausgangspunkt war die Idee, das Klavier “in eine Klangarchitektur” zu platzieren, Außenaufnahmen von “homogenen Klängen des Stadtlebens” einzubinden, die aus einer gewissen Entfernung aufgezeichnet wurden. Erste Aufnahmen des Soloklaviers wurden bei Sessions in Oslo mit Toningenieur Jan Erik Kongshaug in dessen Rainbow Studio gemacht. Der nächste Schritt war, mit Audun Kleive in den norwegischen Bergen zu arbeiten, wobei elektronische Elemente, Klang, Feldaufnahmen und mehr verwendet wurden.
Die Musik von “Warp” bietet sowohl den Klang des reinen Pianos als auch den eines subtil erweiterten Klaviers mit zusätzlichen Sounds und mysteriösen, halbverdeckten Details. Unter Balkes Außenaufnahmen findet man zum Beispiel Schulhofgeräusche, die Klänge von Straßenbahnen, die an den Ampeln nahe dem Osloer Haus des Pianisten bremsen und atmosphärische Sounds aus der Hagia Sofia in Istanbul. Die Sänger Mattis Myrland und Wenche Losnegård, aus einer gewissen Distanz aufgenommen, steuern eine Schicht von Songs bei, die tief in der Klanglandschaft versteckt sind.
In den entferntesten Winkeln der Abmischung kann man viele andere Details entdecken. Bei der Vorbereitung seiner Klangbilder benutzte Jon Balke auch ein Arsenal an Keyboards, Samplern und Software um die Umgebung, in der sein Klavier gehört wird, zu gestalten. “Dann ging ich mit Manfred Eicher und diesen Aufnahmen, die mehrere Stunden umfassten,zurück ins Rainbow Studio, um weitere Aufnahmen zu machen und der Musik den letzten Schliff zu geben.”