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Musik ohne Grenzen – neues Jon-Batiste-Album erschienen

Für stilistische Zwangsjacken hatte Jon Batiste noch nie etwas übrig. Aber so bunt und weltumspannend wie auf “World Music Radio” hat es der Sänger und Multiinstrumentalist musikalisch bisher noch nie getrieben.
Jon Batiste
Jon Batiste(c) Emman Montalvan
18.08.2023

Das Album " World Music Radio" als handsignierte Sonderedition und mehr finden Sie exklusiv im JazzEcho-Store

Die zurückliegenden drei Jahre waren für Jon Batiste, den viele zuvor vor allem als musikalischen Leiter der Band von Stephen ColbertsLate Show” kannten, äußerst produktiv, aufregend und anstrengend. Zuerst bekam er 2020 mit seiner Musik für den Pixar/Disney-Animationsfilm “Soul”, für die er später u.a. einen Oscar und einen Golden Globe erhielt, weltweite Aufmerksamkeit. Dann räumte er 2022 mit seinem zweiten Verve-Album “WE ARE” spektakulär bei den Grammys ab, als er – nach elf Nominierungen – mit fünf Trophäen nach Hause gehen konnte, darunter jener für das “Album des Jahres”. Ein paar Monate später erlebte seine “American Symphony”, an der drei Jahre lang gearbeitet hatte, ihre von Kritik und Publikum gleichermaßen bejubelte Uraufführung in der ehrwürdigen New Yorker Carnegie Hall. Dann war es für Jon Batiste an der Zeit, die Reißleine zu ziehen. Er kündigte seinen Job bei Colbert, kümmerte sich um seine frischgebackene Ehefrau, die an Leukämie erkrankt war, und ging mit ihr nach erfolgreich beendeter Therapie erst einmal auf eine ausgedehnte Reise. Von dieser meldet er sich jetzt seinem neuen Album “World Music Radio” zurück, das facettenreicher und auch poppiger ist als alles, was man von Jon Batiste bislang schon kannte. Und mit Songs wie “Be Who You Are” (der Video-Clip der Nummer wurde bei YouTube inzwischen schon über 12 Millionen Mal aufgerufen), “Drink Water”, “Worship” und “Master Power” bietet Batiste hier gleich eine ganze Reihe erstaunlicher Ohrwürmer.
In der Süddeutschen Zeitung hat Andrian Kreye Jon Batiste gerade für seine Fähigkeit, auf ebenso nonchalante wie ausgelassene Weise die unterschiedlichsten Stilelemente miteinander zu vermischen, den Titel “Überschäumer” verliehen und schreibt: “Was Batistes Weltradio von den Vorlagen in all den Genres unterscheidet sind die Rhythmusstrukturen. Da gibt es keine Mptzmptzmtz-Banalitäten, die in den Popströmen der Gegenwart wie Normwerte der Ingenieursgilde für Überdruss und Erschöpfung sorgen. Selbst wenn er sich an den Mitgrölrefrains und Gutelauneharmonien der Sommerhits anlehnt, bleibt es an der Basis komplex. Drumcomputer können auch Synkopen, Basslinien sind mehr als nur die Bestätigung der ‘four on the floor’-Schemata. Die Welt hat vielleicht nicht auf die Veredelung des Genres Sommerhits gewartet. Aber nun hat sie die bekommen.”
“‘World Music Radio’”, so möchte Jon Batiste gleich vorausschicken, “ist definitiv KEIN Weltmusikalbum; es ist ein Album mit populärer Musik, bei dem Weltmusik als Sprungbrett dient.” Mit der Bezeichnung “Weltmusik” selbst konnte sich Batiste nie so recht anfreunden. “Im Kern geht es darum, den Begriff ‘Weltmusik’, wie er im Bereich der populären Musik existiert, neu zu betrachten und neu zu definieren. Weltmusik und populäre Musik werden immer mehr zu Synonymen, und diese Synthese der Kulturen ist etwas, das meine Arbeit in den vergangenen mehr als zehn Jahren immer inspiriert hat. Ein Großteil der heutigen Musik versucht, sich feinsäuberlich in eine Schublade oder ein Genre einzufügen. Auf dieser Reise lade ich die Zuhörer ein, alle Etikettierungen über Bord zu werfen. Ich habe mich in dieser Hinsicht schon immer wie ein Außerirdischer gefühlt – Genres waren für mich stets problematisch.” 
Für das Album erschuf Batiste eigens einen interstellar reisenden Griot und Radio-DJ namens Billy Bob Bo Bob, für den natürlich alle Sounds von der Erde schlichtweg Weltmusik sind. Und in seinem quirligen “World Music Radio”-Programm führt dieser launige Billy Bob Bo Bob die Hörer/innen in Lichtgeschwindigkeit quasi um die ganze Welt. Dafür versammelte Batiste auf seiner Reise Künstlerinnen und Künstler der verschiedensten Länder und Genres um sich: darunter das Duo Native Soul aus Südafrika, Camilo aus Kolumbien, die K-Pop-Girl-Group NewJeans aus Südkorea, die Rapper J.I.D. aus Atlanta und Lil Wayne aus New Orleans, die junge katalanische Sängerin und Jazzposaunistin Rita Payès, Fireboy DML aus Nigeria und Leigh-Anne Pinnock aus Großbritannien, bis hin zu Lana Del Rey und Kenny G. Erstaunlich ist, wie es Batiste und sein Ko-Produzent Jon Bellion geschafft haben, diese musikalische Vielfalt auf dem Album unter einen Hut zu bringen.
 
 
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