Nina Simone, Roberta Flack‚ Norah Jones, Amy Winehouse, …Kandace Springs? Das ist zugegebenermaßen eine gewagte Aufzählung, dennoch fallen solcherlei Vergleiche in letzter Zeit in den US-Medien immer öfter. Kandace Springs’ zweites Album “Indigo” dürfte ab sofort auch seinen Teil dazu beitragen, die 29-jährige Sängerin und Pianistin in die Nähe großer Vorgängerinnen zu rücken.
Vor zwei Jahren veröffentlichte Springs beim Traditionslabel Blue Note ihr Debütalbum “Soul Eyes”. Die Presse ließ es sich wie Kandiszucker auf der Zunge zergehen und beschrieb es als “verführerisches, erwachsenes Album” (Soultracks) und “Fest für Fans von Lizz Wright und Nancy Wilson” (Rolling Stone).
Auf “Indigo” spannt die einst von Prince protegierte Musikerin jetzt den stilistischen Bogen noch etwas weiter und stellt eigene Songs selbstbewusst auf Augenhöhe mit bekannten Klassikern. Angesichts des großen Erbes, das sie hier antritt, erlaubt sich Springs nicht mal den kleinsten Fehltritt. Ihre Markenzeichen, die rauchige, geschmeidige Stimme und das ausdrucksvolle Klavierspiel, tragen sie sicher durch eigenes und zu Eigen gemachtes Soul- und Jazz- Repertoire.
Wenn Springs beispielsweise den Pop-Evergreen “The First Time Ever I Saw Your Face” singt, steht das keinen Moment dem großen Hit nach, den Roberta Flack vor immerhin schon 45 Jahren feierte. Springs beherrscht jede Ad-lib-Modulation der Soul-Diva, liefert aber dennoch ihre ganz eigene Version. Elegant springt sie auf dem Album durch Epochen und Genres. Auf ihrem eigenen Song “Breakdown” rüttelt sie am Thron von Beyoncé, die Single “Don’t Need The Real Thing” ist eine zeitgemäße R&B-Pop-Ballade. “Unsophisticated”, mit Roy Hargrove am Flügelhorn, zeigt dann, wie sehr sie auch die Atmosphäre von Norah Jones' Album “Come Away With Me” verinnerlicht hat. Mit Norah-Jones-Weggefährte Jesse Harris an der akustischen Gitarre interpretiert sie dann den stimmungsvollen Titel “Black Orchid”, “Love Sucks” dagegen könnte glatt als Amy-Winehouse-Track durchgehen.
Was hat Kandace Springs' ihre Vorbilder so groß gemacht? Nicht zuletzt das Enigmatische. Eine Nina Simone beispielsweise ließ sich nie in eine Schublade stecken – auf einen Blues ließ sie ein klassisches Stück folgen, dann einen Jazzstandard und schließlich ein Beatles-Cover. Speziell davon habe sie sich inspirieren lassen, sagt Springs und beschreibt “Indigo” als “eine Mischung aus allem, was ich bin”. Den Albumtitel habe sie gewählt, weil sie es wie “eine exotische Blume” empfinde, “einzig in seiner Art”. Wer würde ihr da widersprechen wollen?