Auf ihrem dritten Album zollt die Sängerin und Pianistin mit Pop-, Soul- und Jazz-Klassikern ihren Heldinnen Tribut.
Kandace Springs - The Women Who Raised MeRobby Klein
26.03.2020
Der Erfolg, so lautet eine Redensart, hat viele Väter. Im Fall von Kandace Springs – das macht der Titel ihres neuen Albums deutlich – sind es hingegen viele Mütter gewesen. Zwölf an der Zahl, um genau zu sein: der Reigen reicht von den Jazz-Ikonen Billie Holiday, Nina Simone, Ella Fitzgerald und Carmen McRae über die Bossa-Flüsterin Astrud Gilberto und die zeitgenössischen Kolleginnen Norah Jones und Diana Krall bis hin zu Roberta Flack, Dusty Springfield, Lauryn Hill, Sade und Bonnie Raitt.
“Dies ist ein Album, das ich schon immer machen wollte”, meint Kandace Springs über “The Women Who Raised Me”. “Es drückt meine Liebe für all diese Sängerinnen aus und meine Dankbarkeit für das, was sie mir gegeben haben. Jede von ihnen hat mich etwas anderes gelehrt, und all diese Lektionen zusammen haben mich zu der gemacht, die ich heute bin.”
Es scheint fast ein wenig paradox, wenn Kandace Springs “The Women Who Raised Me” als ihr bisher persönlichstes Album bezeichnet. Schließlich präsentiert sie hier – anders als auf den beiden Vorgängern – erstmals keine einzige Nummer, die sie selbst verfasst hat. Allerdings zeichnen die zwölf Songs (und die hinter ihnen steckenden Geschichten) die musikalische Entwicklung der Sängerin und Pianistin seit ihrer Kindheit in Nashville nach. Zugleich zeigt das von Larry Klein produzierte Album Kandaces Fähigkeiten als Sängerin, Interpretin und (vorwiegend akustische) Pianistin in einem intimen Rahmen.
Zu hören ist sie diesmal mit einem sehr agilen Trio, das sich aus Musikern zusammensetzt, die schon mit einigen ihrer Vorbilder gespielt haben: Gitarrist Steve Cardenas hat mit Norah Jones gearbeitet, Bassist Scott Colley mit Carmen McRae und Schlagzeuger Clarence Penn mit Diana Krall. Zu Kandace und ihrem Kern-Trio gesellen sich bei einzelnen Tracks außerdem noch Gäste: Bassist Christian McBride ist im Opener “Devil May Care” zu hören, die wie immer großartige Norah Jones in “Angel Eyes”, Altsaxophonist David Sanborn in “I Put A Spell On You”, Trompeter Avishai Cohen in Sades “Pearls” und Bonnie Raitts “I Can’t Make You Love Me”, Saxophonist Chris Potter in “Gentle Rain” und “Solitude” und die Flötistin Elena Pinderhughes in “Killing Me Softly With His Song”.
Ihre Leidenschaft für den Jazz, die Kandace Springs bei den vorausgegangenen Aufnahmen immer nur angedeutet hattet, lebt die 31-Jährige auf “The Women Who Raised Me” diesmal stärker denn je aus. Dabei brilliert sie nicht zuletzt gerade in den Songs, die eigentlich gar nicht zum Jazzkanon gehören.