Im Juli 2006 gab Keith Jarrett eine mitreißende Solo-Performance im Gran Teatro La Fenice von Venedig. In diesem Jahr wird der Pianist als erster Jazzmusiker beim 62. Internationalen Festival für zeitgenössische Musik der Biennale di Venezia mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Aus diesem Anlass erscheint am 19. Oktober bei ECM unter dem Titel “La Fenice” eine Doppel-CD mit einem über 100-minütigen Mitschnitt des eingangs erwähnten Konzerts. Das Album kann man allerdings schon ab dem 21. September vorbestellen und wird dafür sofort mit dem Gratis-Track “The Sun Whose Rays” belohnt.
Die Festival-Jury begründete ihre Entscheidung mit den folgenden Worten:
“Keith Jarrett, der einhellig als einer der bedeutendsten Pianisten im Bereich der Improvisation und Jazzmusik gefeiert wird, ist ein Künstler, der mit außerordentlichem Talent und ebensolcher Kreativität in verschiedenen musikalischen Genres, einschließlich der klassischen Musik, experimentiert hat und dabei Kompositionen schuf, die raffiniert und gleichzeitig intensiv sind. Seine schier endlose Diskographie zeugt von einer grenzenlosen Kunst und einer einzigartigen Persönlichkeit im Bereich des Jazz. Seine Herangehensweise und sein unverwechselbarer Stil sind so persönlich, dass sie ihn zu einem universellen Meister in der Geschichte der Musik machen.”
Bei seinen Solo-Konzerten erweist sich Jarrett natürlich auch als zeitgenössischer Komponist, der durch das Medium der Improvisation immer wieder neue Formen enthüllt. Wie auf dem bereits 1997 erschienenen Meilenstein “La Scala” (der 1995 in dem weltbekannten Mailänder Opernhaus aufgezeichnet wurde) dokumentiert “La Fenice” einen Auftritt des Pianisten in einem der heiligen Konzertsäle der klassischen Musik.
Jarrett kanalisiert hier den Fluss seiner Inspiration, um etwas Neues zu erschaffen. In diesem Fall eine Suite aus acht spontan erstellten Stücken, die alles vom Blues bis zur Atonalität referenzieren. Zwischen Teil VI und Teil VII wechselt Jarrett überraschend, aber anrührend zu “The Sun Whose Rays (Are All Ablaze)”, aus Gilbert und Sullivans satirischer Operette “The Mikado”.
Als Zugaben spielte Jarrett bei diesem traumhaften Konzert den irischen Traditional “My Wild Irish Rose” (den er zuvor schon für “The Melody At Night With You” aufgenommen hatte), den Standard “Stella By Starlight” und das wunderbare Stück “Blossom”, das erstmals auf dem Album “Belonging” zu hören war.