In der letzten Folge unserer
Mastered for iTunes Serie stellen wir die beiden
Alben Standards, Vol. 1 und Vol. 2 vor, die
Keith Jarrett gemeinsam mit seinen Triopartnern
Gary Peacock und
Jack DeJohnete in den frühen 80er Jahren aufnahm.
Keith Jarrett: Standards Vol. 1 (ECM 1255)
Als Keith Jarrett im Januar 1983 mit Gary Peacock und Jack DeJohnette ins Studio ging, um Material für gleich drei kommende Alben aufzunehmen, war es alles andere als en vogue Jazzstandards zu spielen. Die Musiker von Jarretts Generation wollten mit eigenem Material ihre Kreativität beweisen. Und Jarrett selbst bildete da keine Ausnahme. Das Repertoire der ersten rund 35 Alben, die er unter eigenem Namen aufnahm, bestand fast ausschließlich aus Eigenkompositionen oder Improvisationen.
Umso überraschter war die Szene 1983, als er für “Standards, Vol. 1” plötzlich Nummern aus dem Great American Songbook interpretierte. “Diese Platte ist seine beste seit langem”, meinte Down Beat. “Der Ansatz basiert auf dem von Pianist Bill Evans, Bassist Scott LaFaro und Schlagzeuger Paul Motian begründeten Trio-Konzept, ist aber deutlich weiterentwickelt… Die sparsamen Akkorde erinnern uns an Evans: eine perfekte Metaphorik, die dem Hörer erlaubt, das Bild zu vervollständigen – und von seiner eigenen Vorstellungskraft verführt zu werden. Ich denke, dies ist die beste Art von Kunst.”
Keith Jarrett: Standards, Vol. 2 (ECM 1289)
Auch als das zweite “Standards”-Album erschien, konnte kaum jemand ahnen, dass das Trio von Jarrett, Peacock und DeJohnette – von Presse und Fans nun nur noch das “Standards”-Trio genannt – eines der langlebigsten und erfolgreichsten Ensembles des Jazz werden würde. Vor zwei Jahren feierte es mit seinem zwanzigsten Album “Somewhere” sein 30-jähriges Jubiläum. “Standards, Vol. 2” enthielt neben fünf weiteren Standards (“Moon And Sand”, “In Love In Vain”, “Never Let Me Go”, “If I Should Lose You” und “I Fall In Love Too Easily”) als Opener auch ein Jarrett-Original (“So Tender”). “Hier werden Kleinkunstwerke, die wohl erst eine spätere Musikgeschichte in ihrem wahren Wert erkennen wird, ganz ernst genommen, von innen her aufgebrochen und auf einen Punkt von größter konzentrierter Schönheit gebracht – nach Tausenden von Interpretationen wieder hörbar gemacht wie am ersten Tag”, hieß es in einer Rezension der Schweizer Weltwoche.
Keith Jarrett: Changes (ECM 1276)
Noch losgelöster agierte das Trio auf dem dritten Album, das aus der anderthalbtägigen Session im Januar 1983 hervorging. Und es zeigte zugleich, dass man mit dem Vergeben von Etiketten nicht voreilig sein sollte. Denn das “Standards”-Trio spielt auf “Changes” keine Standards mehr, sondern weitgehend freie Improvisationen über kompositorische Ideen Keith Jarretts. “Das Trio führt zwei Kompositionen von Jarrett auf: das 30minütige ‘Flying’ und das sechsminütige ‘Prism’”, berichtet Scott Yanow im All Music Guide. “Das in verschiedene Abschnitte unterteilte ‘Flying’ fesselt einen über die gesamte Dauer, während das bündigere ‘Prism’ mit einer wunderbaren Melodie aufwartet. Es ist eine schöne Abwechslung zu hören, wie Jarrett (der normalerweise ohne Begleiter spielt) hier mit zwei weiteren superben Musikern interagiert.”