Ketil Björnstad | Musik | Life In Leipzig

Life In Leipzig 0602517558911
Life In Leipzig
VÖ: 15. Februar 2008
Ketil Björnstad

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“Life In Leipzig” ist nicht das erste Album, das der Pianist Ketil Bjørnstad zusammen mit dem Gitarristen Terje Rypdal für ECM aufgenommen hat. Das erste Mal gingen die beiden im Januar 1993 für ECM ins Studio, um gemeinsam mit Bassist Bjørn Kjellemyr sowie den Schlagzeugern Jon Christensen und Per Hillestad “Water Stories” (ECM 1503) einzuspielen. Dann wurde das Quintett zum Quartett reduziert, Kjellemyr durch den amerikanischen Cellisten David Darling ersetzt und die neue Band The Sea getauft. Mit dieser nahmen Bjørnstad und Rypdal 1994 und 1996 die beiden Alben “The Sea” (ECM 1545) und “The Sea II” (ECM 1633) auf. Ihre ersten Experimente als reines Duo unternahmen Bjørnstad und Rypdal allerdings erst 1999. Seitdem sind sie mit ihrer nicht gerade orthodoxen Instrumentalkonstellation (elektrisch verstärkte Gitarre und akustisches Piano) schon mehrfach durch die Welt gereist. Beim Publikum kamen sie mit dem nicht alltäglichen Sound so gut an, daß sich das Duo unversehens zum stärksten Live-Zugpferd für beide Musiker entwickelte. Ketil Bjørnstad schien dennoch selbst ein wenig überrascht zu sein, als er kürzlich konstatierte: “Terje ist mittlerweile der Musiker, mit dem ich am öftesten zusammengearbeitet habe.”

“Life In Leipzig” ist ein Konzertmitschnitt, den der Radiosender MDR im Oktober 2005 während der Leipziger Jazztage im dortigen Opernhaus aufgezeichnete. Die Aufnahmen sind nicht nur das erste offizielle Tondokument des Duos, sondern auch Bjørnstads erste Live-Aufnahme für ECM sowie seine erste ECM-Produktion unter eigenem Namen seit dem Album “Epigraphs” (ECM 1684), das der Pianist 1998 mit David Darling aufgenommen hatte. Bei ihrem Auftritt in Leipzig boten Bjørnstad und Rypdal nun einige neue Interpretationen von Stücken, die den Fans der beiden Musiker durch frühere ECM-Einspielungen vertraut sein dürften: allein vier Nummern stammen aus dem Repertoire von The Sea, eine weitere von “Water Stories”. Darüber hinaus griff das Duo ein paar Songs von den beiden Rypdal-Alben “If Mountains Could Song” (ECM 1554) und “Skywards” (ECM 1608) auf, die im selben Zeitraum entstanden wie die Sea-Alben, und überrascht zudem mit einem Fragment von Edvard Griegs “Notturno”.

Terje Rypdal war einer der vier norwegischen Jazzmusiker (die anderen waren Jan Garbarek, Arild Andersen und Jon Christensen), die 1970 durch ihre Aufnahmen für das junge ECM-Label international bekannt wurden und sich so in ihrer Heimat (und eigentlich in ganz Europa) als Schrittmacher der Improvisationsszene etablieren konnten. Zu hören war Rypdal zunächst auf Garbareks im September 1970 entstandenen und längst zum Klassiker avancierten Album “Afric Pepperbird” (ECM 1007), dem kaum ein Jahr später aber auch schon das erste Soloalbum des Gitarristen – schlicht “Terje Rypdal” (ECM 1016) betitelt – folgte. Seitdem hat Rypdal 22 Alben als Leader bei ECM veröffentlicht und darüber hinaus so unterschiedliche Künstler wie Barre Phillips, Tomasz Stanko, Edward Vesala, Michael Mantler und Heinz Reber bei ihren ECM-Einspielungen begleitet. Seine erstaunliche stilistische Flexibilität bewies der Gitarrist aber nicht nur als Sideman, sondern auch auf den eigenen Werken: die Bandbreite reicht von dezidiert rockigen Aufnahmen mit seiner Band The Chasers (“Blue” und “The Singles Collection”) über symphonische und Chormusik (“Double Concerto/5th Symphony” und “Lux Aeterna”) bis hin zur begeistert gefeierten jazzrockigen Miles-Davis-Hommage “Vossabrygg”, die erst 2006 erschien. Bereits aufgenommen ist auch schon Rypdals nächstes Projekt “Melodic Warrior”, auf dem der E-Gitarrist mit dem Hilliard Ensemble und dem Bruckner Orchester Linz unter Leitung von Dennis Russell Davies zu hören sein wird. Das vielversprechende Album erscheint noch dieses Jahr.
 
Ketil Bjørnstad ist zweifellos einer der produktivsten zeitgenössischen Künstler Europas. John Fordham, seines Zeichens Jazzkritiker der renommierten britischen Tageszeitung The Guardian, hob ihn sogar schon in den Rang eines “Kulturwunders”. Verdient hat sich Bjørnstad diesen außerordentlichen Titel nicht nur durch seine unermüdliche Tätigkeit als Pianist, Komponist und Arrangeur (seit 1972 brachte er 50 eigene Alben heraus!) oder durch die Tatsache, daß seine Musik schon Filme von Jean-Luc Godard, Lea Pool, Ken Loach und Witold Adamek zusätzlich veredelte. Auch Bjørnstads literarisches Output kann sich sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht mehr als nur sehen lassen: In Norwegen veröffentlichte der mittlerweile 56jährige bereits über 30 Bücher, deren Spektrum von Romanen über Lyrikbände und Biographien bis hin zu Essaysammlungen reicht. Seine Schriften wurden in etliche andere Sprachen übersetzt. Der Roman “Vindings Spiel” war auch in Deutschland ein Bestseller. Im April wird der Insel-Verlag die deutsche Übersetzung des Romans “Oda” (der von der 1935 gestorbenen Malerin Oda Krohg handelt) herausgeben und den Autor auf Lesung schicken. 25 Jahre lang war Bjørnstad außerdem noch als Musik- und Literaturkritiker für die Aftenposten tätig, die zweitgrößte norwegische Tageszeitung.
 
Auch von Ketil Bjørnstad wird ECM in naher Zukunft ein neues Projekt auf CD veröffentlichen: “The Light: Songs Of Love And Fear” präsentiert den Pianisten in Gesellschaft von Mezzosopranistin Radi Stene und Violinist Lars Anders Tomter. Gemeinsam führen sie “vier nordische Songs” auf, die Bjørnstad zu Gedichten von John Donne schrieb.
Veröffentlichung
15.2.2008
Format
CD
Label
ECM Records
Bestellnummer
00602517558915

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