Ein erstaunliches Geständnis schickt der Pianist Ketil Bjørnstad seinem neuen Album “Night Song” voraus. Schon als Schüler sei er von den “linearen melodischen und harmonischen Mustern”, die er in der Musik Franz Schuberts entdeckt hatte, geradezu besessen gewesen. Dass die Werke des österreichischen Frühromantikers später hin und wieder einen gewissen Einfluss auf Bjørnstads eigene Kompositionen ausgeübt haben, erscheint da nur natürlich. Überraschen mag einen indes, dass der umtriebige Pianist Jahrzehnte verstreichen ließ, ohne sich explizit auf einem seiner Album mit diesem wichtigen Einfluss auseinanderzusetzen. Dies holt er nun mit dem Cellisten Svante Henryson als Duo-Partner auf “Night Song” endlich nach.
Die Instrumentierung von “Night Song” weckt bei vielen Fans des Pianisten sicherlich Erinnerungen an die beiden bahnbrechenden Alben “The River” und “Epigraphs”, die Bjørnstad in den 1990ern mit dem amerikanischen Cellisten David Darling aufnahm. Doch das neue Duo wandelt musikalisch auf ganz anderen Wegen. Als Inspirationsquelle dienten Bjørnstad bei den Stücken, die er für dieses ungemein intime, kammermusikalische Duo-Projekt komponierte, Melodien Schuberts. Obwohl dunkle Klangschattierungen und Melancholie vorherrschen, sind diese stimmungsvollen Lieder von faszinierender Leichtigkeit. Abgerundet wurde das Repertoire durch vier Kompositionen des schwedischen Cellisten, der – wie Bjørnstad – auch ein Wandler zwischen den musikalischen Stilwelten ist. In der Jazzwelt kennt man Svante Henryson durch Aufnahmen mit Jon Balke, Nils Petter Molvær, Trygve Seim und Arve Henriksen, in der Klassikszene u.a. als Kontrabassisten des Osloer Philharmonieorchesters und im Popbereich durch Kollaborationen mit Stevie Wonder, Elvis Costello, Ryan Adams und Yngwie Malmsteen. Auf “Night Music” tritt er nun an der Seite Ketil Bjørnstads in einen “musikalischen Dialog mit Franz Schubert.