Kreativer Befreiungsschlag
Unter einer Schreibblockade litt die gefeierte Sängerin und Songschreiberin Ledisi, als sie letztes Jahr das Songmaterial für ihr neues Album “Turn Me Loose” komponieren wollte. Schreibblockade ist ein psychischeses Phänomen, das schon viele Künstler ereilt hat. Weltbekannte Schriftsteller wie Fjodor Dostojewski, Franz Kafka, Ernest Hemingway, Samuel Beckett, Marcel Proust, J.R.R. Tolkien, Arthur Rimbaud, Knut Hamsun, Joseph Conrad, Jack London und Douglas Adams litten bekanntlich unter ihr. Und selbst der schreibfreudige Stephen King, der bisher rund 70 Romane und 200 Kurzgeschichten produzierte, muss laut Eigenauskunft immer wieder gegen seine Schreibhemmung ankämpfen. Auch von dem russischen Komponisten Sergeij Rachmaninow ist überliefert, dass er regelmäßig erhebliche Probleme hatte, seine Sinfonien, Klavierkonzerte und sonstigen Tonwerke zu Notenpapier zu bringen. Ledisi befand sich also in bester Gesellschaft, als sie letztes Jahr von ihrer Schreibblockade ausgebremst wurde. Sechs Monate brauchte sie, bis der Knoten schließlich platzte. Das tat er aber dann in so fulminanter Weise, dass “Turn Me Loose” zu einem wahren Meisterwerk des modernen, progressiven Rhythm’n’Blues, Neo-Soul und Jazz-Funk geriet. Flügel verlieh ihrer Kreativität ein Soul-Rock-Album der 1970er Jahre: “Them Changes” von Buddy Miles. Das Album des 2008 gestorbenen ehemaligen Jimi-Hendrix-Schlagzeugers wird von Kennern als ein Juwel Soul-inspirierten Rockmusik gerühmt, das bis heute leider nicht die Anerkennung fand, die es verdient hat. Vielleicht ändert sich dies nun durch Ledisis Hinweis auf das Werk und vor allem durch ihr mitreißendes Remake des Titelsongs, das fraglos eines der Highlights des neuen Albums ist.