Tone Poet Serie – Hardbop-Eleganz pur von Lee Morgan und Paul Chambers
Mit “The Rajah” von Trompeter Lee Morgan und “Bass On Top” von Bassist Paul Chambers erscheinen in Blue Notes audiophiler “Tone Poet”-Vinyl-Reihe zwei wirklich seltene Schmuckstücke.
JazzEcho-Plattenteller: Tone Poet Vinyl Series - Paul Chambers "Bass On Top" / Lee Morgan "The Rajah"
18.02.2021
Diese LPs und weitere Folgen aus der Tone Poet-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Die Vinyl-Wiederveröffentlichungen der “Tone Poet”-Reihe präsentieren Klangpoeten, die ihren eigenen Weg gegangen sind, um einige wirklich originelle Sounds zu erzeugen. Inspiriert wurde Blue-Note-Präsident Don Was zu dieser Kollektion durch die außergewöhnlichen audiophilen Vinyl-Wiederveröffentlichungen, die Joe Harley seit Jahren bei dem von ihm mitgegründeten Label Music Matters herausbringt. Der Saxofonist Charles Lloyd verlieh ihm für sein außerordentliches Gespür für die Klangästhetik des LP-Formats den Ehrentitel “Tone Poet”, den Harley heute mit Stolz trägt. Die LPs der Reihe werden mit viel Liebe für Details gefertigt – angefangen bei der Tonqualität und dem Mastering über die hochwertige Pressung auf 180-Gramm-Vinyl bis hin zur Gestaltung der schweren, laminierten Gatefold-Sleeves und der Druckqualität.
Lee Morgan – The Rajah
In den 15 Jahren, die Lee Morgan bei Blue Note Records unter Vertrag stand, entwickelte sich der Trompeter schnell zu einer der tragenden Säulen des Labels. Mit 18 Jahren hatte er dort 1958 sein erstaunliches Debütalbum “Lee Morgan Indeed!” abgeliefert. Und bis zu seinem tragisch frühen Tod im Februar 1972 folgten diesem noch 25 weitere Soloalben.
Ganz zu schweigen von Morgans annähernd 50 Blue-Note-Einspielungen mit Art Blakey’s Jazz Messengers und als Sideman von John Coltrane, Hank Mobley, Jimmy Smith, Joe Henderson, Wayne Shorter, McCoy Tyner und vielen anderen. Lee Morgan war so unglaublich produktiv, dass Alfred Lion mit dem Veröffentlichen der Alben nicht nachkam und einige auf die lange Bank schieben musste. Die Aufnahmen für “The Rajah” entstanden zum Beispiel schon 1966, wurden von dem Blue-Note-Produzenten Michael Cuscuna aber erst 1984 in den Archiven entdeckt und endlich herausgebracht. Zu hören ist der Trompeter hier mit einem klassischen Hardbop-Quintett, dessen Musiker – Tenorsaxophonist Hank Mobley, Pianist Cedar Walton, Bassist Paul Chambers und Schlagzeuger Billy Higgins – wie der Leader selbst alle auf höchstem Niveau spielten. “‘The Rajah’ ist gekennzeichnet durch einen entspannten, kultivierten Sound mit einer lässigen, pulsierenden Atmosphäre”, schrieb Marc Myers auf JazzWax. “Viele der Songs haben einen leichten Latin-Rhythmus, der im Einklang mit dem Bossa-Nova-Fieber jener Zeit stand. […] Mobley ist hier besonders sinnlich und schippert durch diese ruhigen Gewässer wie ein frühmorgendlicher Schlepper, während Morgans Horn lyrisch, leuchtend und allumfassend ist. Waltons Klavierspiel ist exzeptionell, vor allem mit Chambers’ mächtigem Bass und Higgins’ sanften Hard-Bop-Rhythmen.”
Paul Chambers – Bass On Top
Obwohl Jimmy Blanton im Orchester von Duke Ellington schon um 1940 das Bassspiel revolutioniert und das Instrument aus seiner traditionellen Rhythmusknechtschaft befreit hatte, war es auch zwei Jahrzehnte später noch höchst außergewöhnlich für Bassisten, ein Soloalbum zu machen. Selbst Giganten wie Oscar Pettiford und Ray Brown war dies erst mit 30 Jahren vergönnt gewesen. Insofern ist es bemerkenswert, dass Paul Chambers, als er 1957 “Bass On Top” für Blue Note einspielte, gerade einmal 22 Jahre alt alt war. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass “Bass On Top” für den jungen Virtuosen schon sein drittes Soloalbum war.
Bei der Einspielung dieses ebenso brillanten wie verführerischen Albums standen Chambers mit Pianist Hank Jones, Gitarrist Kenny Burrell und Schlagzeuger Art Taylor drei absolute Cracks zur Seite. Zu den Höhepunkten des Programms gehören die kammermusikalische Interpretation von Jerome Kerns “Yesterdays” und eine locker swingende Version des schwedischen Traditionals “Dear Old Stockholm”, der oft mit Miles Davis - damals Chambers’ maßgeblicher “Arbeitgeber” – in Verbindung gebracht wird. “Die Musik strahlt eine entspannte, freundliche Atmosphäre aus, sowohl in ihrem Ton als auch dadurch, dass Chambers Jones und Burrell etwas Zeit im Rampenlicht zugutekommen lässt”, schrieb Stephen Thomas Erlewine im All Music Guide über das Album. “Das Resultat ist eine warme, unterhaltsame Mainstream-Jazz-Kollektion, bei der es sich dennoch lohnt, genau hinzuhören.”