Kansas City hat dem Jazz und Blues schon einige sehr große Namen geschenkt: von Ben Webster, Count Basie und Charlie Parker bis hin zu Pat Metheny. Und wenn man Letzterem Glauben schenkt (und das sollte man durchaus), steht mit Logan Richardson der nächste große Sohn der Stadt in den Startlöchern, die Jazzwelt zu erobern. Metheny weiß natürlich, wovon er spricht. Schließlich kannte er Richardson schon, als dieser noch ein Teenager war und die besten Jazzmusiker von Kansas City bereits anerkennungsvoll seinen Namen raunten. Jetzt gibt Metheny der Karriere des Altsaxophonisten und Komponisten auf “Shift” einen kleinen Schub: Nicht etwa als Stargast, sondern als integrales Mitglied seiner gleichnamigen Band. Auch sonst ist Shift ganz exquisit besetzt, bietet das Quintett doch mit Pianist Jason Moran, Bassist Harish Raghavan und Schlagzeuger Nasheet Waits gleich drei der derzeit gefragtesten Musiker der zeitgenössischen New Yorker Jazzszene auf.
Metheny ist voll des Lobes über Richardson: “Mir wird mehr und mehr bewusst, dass ich als Musikfan nach Leuten Ausschau halte, die mir etwas über ihr Leben und ihre Ansichten erzählen. Was ich suche, sind Leute, die eine künstlerische Identität und Individualität besitzen und, mehr noch, ein echtes Verlangen, sich ihren Hörern mitzuteilen. Diese Leidenschaft ist, was jeden Künstler, egal welchen Genres, ausmacht. Und Logan Richardson verkörpert diese Beschreibung von Kopf bis Fuß.”
Dafür, dass Logan Richardson, der zur Zeit zwischen den Wohnorten New York und Paris hin- und herpendelt, bislang unter dem Radar vieler Jazzfans durchgeflogen ist, gibt es eine simple Erklärung. Seit 2008 hat er kein Album mehr unter eigenem Namen vorgelegt, sondern stattdessen exquisit Kollegen wie Stefon Harris, Joe Chambers, Billy Hart, Jason Moran, Butch Morris, Michelle Rosewoman und Gerald Clayton bei Aufnahmen und internationalen Touren begleitet. Ins Rampenlicht rückte erst 2013 wieder als Mitglied des NEXT Collective, in dem er mit anderen jungen Jazzinnovatoren (u.a. Christian Scott, Matt Stevens, Gerald Clayton, Kris Bowers und Ben Williams) zusammenspielte. Mit seiner Band Shift und dem gleichnamigen Album dürfte der Altsaxophonist nun aber für reichlich Gesprächsstoff in der Szene sorgen. Angetrieben vom unwiderstehlichen Groove des Rhythmustandems, das Raghavan und Waits bilden, schwingen sich Richardson, Metheny und Moran zu atemberaubenden Soli auf. Bis auf ein Stück – eine überraschende Coverversion des Bruno-Mars-Hits “Locked Out Of Heaven” – stammen alle Nummern aus der Feder Logan Richardsons und unterstreichen eindrucksvoll alles, was Pat Metheny über den Saxophonisten zu sagen hat.