Pat Metheny war gerade einmal 21 Jahre alt, als er im Dezember 1975 mit Jaco Pastorius am Bass und Bob Moses am Schlagzeug im Ludwigsburger Tonstudio Bauer “Bright Size Life” aufnahm, sein erstes Album unter eigenem Namen. Mit dem Solodebüt profilierte sich der junge Gitarrist auf Anhieb als strahlende neue Kraft im zeitgenössischen Jazz. Mit einem sofort erkennbaren eigenen Sound und jeder Menge frischer Ideen. Eine erste Kostprobe seines Könnens hatte Metheny tatsächlich bereits im Jahr zuvor an der Seite seines Mentors, des Vibraphonisten Gary Burton, auf dessen Album “Ring” gegeben. Doch so richtig ins Rampenlicht katapultierte er sich erst mit “Bright Size Life”.
“Ich werde nie vergessen, wie ich mit Jaco im Zeppelin Hotel im nahegelegenen Stuttgart abhing, als er in der Nacht vor der Session vom Flughafen kam”, erinnerte sich Pat Metheny 2004 in seinen Liner Notes für die ECM-Compilation “Selected Recordings” an die Zeit zurück, "es war Jacos erste Reise nach Europa überhaupt. Ich hatte den ganzen Vortag im Studio verbracht [wo er gemeinsam mit Bob Moses Gary Burton bei der Einspielung seines ECM-Albums “Dreams So Real” begleitete], und wir waren beide ziemlich aufgeregt, endlich unser eigenes Ding aufzunehmen, das wir durch unsere vielen gemeinsamen Auftritte entwickelt hatten. Die Session ging sehr schnell vonstatten, und es schien, als wäre sie vorbei, bevor einer von uns wusste, wie ihm geschah."
“Ich könnte die gesamte Musik von ‘Bright Size Life’ auch jetzt noch spielen”, verriet Pat Metheny in einem Interview, das vor drei Jahren für die Library of Congress aufgezeichnet wurde. “Mir kommt sie immer noch relevant vor; das, was wir damals musikalisch zu sagen hatten, scheint mir noch heute gültig zu sein und ist es nach wie vor wert, darüber zu reflektieren. Damals hatte ich das Gefühl, dass es ja die einzige Platte sein könnte, die ich je machen würde. Ich hoffte, ein Statement zu Dingen abzugeben, die mir in Bezug auf Melodie, Harmonie, Triospiel und sogar das Leben im Allgemeinen wichtig waren.”
In dem Heft “The 100 Jazz Albums That Shook The World”, das Jazzwise Anfang 2024 in einer exklusiven Printausgabe herausgebracht hat, heißt es zu dem Album: “Sein großes Talent als eigenständiger Aufnahmekünstler blühte erstmals mit dem atemberaubenden Trio auf, das er leitete, als er an der Berklee School of Music unterrichtete und Mitglied von Gary Burtons damaliger Band war. In dieser Phase seiner Karriere (er war 21 Jahre alt) ließ Metheny Pastorius auf der Bühne Purzelbäume schlagen und Rückwärtssaltos von seiner Lautsprecherbox machen. Diese Mischung aus Pastorius’ Überschwänglichkeit und Methenys Intensität, abgefedert durch den tadellosen Geschmack von Bob Moses, verleiht diesem Album eine solche Frische, dass man glauben könnte, es sei erst gestern aufgenommen worden.”
Auf "Between Sound And Space schreibt Tyran Grillo: “Die Stücke auf ‘Bright Size Life’, Pat Methenys erstem Studioalbum als Frontmann, erzählen eine Geschichte, die in den Außenbezirken von Jim Hall beginnt, die weiten Ebenen des amerikanischen Mittelwestens durchquert und in der mittleren Phase von Ornette Coleman endet. Von dem Moment an, in dem die Finger die Saiten berühren, werden wir in die üppige Wärme entlassen, die eine ECM-Ära charakterisieren sollte. Flankiert vom verstorbenen Jaco Pastorius am Bass und einem beckenfreudigen Bob Moses am Schlagzeug, ist Metheny die treibende melodische Kraft dieser Platte. Metheny und seine Mitstreiter lassen es so klingen, als ob es schwieriger wäre, eine solch makellose Synergie nicht zu erzeugen.”
Die neue Vinyl-Ausgabe des Albums in der “Luminessence”-Serie wird in einem hochwertigen Tip-On-Gatefold-Cover präsentiert und bietet neben den Original-Liner Notes von Gary Burton neue Fotos aus dem ECM-Archiv.