Mit „Black Orchid“ hat Malia ihr sehr persönliches Nina-Simone-Tribut aufgenommen. In Malawi geboren, in London aufgewachsen und mittlerweile in der Schweiz zu Hause, begeistert die Jazzsängerin damit auch in Deutschland die Kritiker.
Text: Götz Bühler | Foto: Universal Music
Eigenwillig, direkt, selbstbewusst, und immer, selbst in ihren dramatischsten Momenten auf der Bühne, authentisch: Nina Simone war eine der großen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, als Künstlerin wie auch als Bürgerrechtlerin. Die 1933 als Eunice Kathleen Waymon geborene Amerikanerin durfte aufgrund ihrer Hautfarbe nicht klassische Pianistin werden und wegen ihrer rauen, kehligen Stimme eigentlich nicht singen. Das hielt sie nicht davon ab, beides zu tun und mit dem, was sie statt Jazz lieber Black Classical Music nannte, sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik enorme Erfolge zu feiern. Tatsächlich gehört sie zu den wenigen Musikern, denen es gelang, ihre künstlerische Integrität nicht den Charts zu opfern: Nina Simones Welthits wie „My Baby Just Cares For Me“ oder „I Put A Spell On You“ hatten Pop-Appeal und Anspruch. „Was mich heute berührt ist, dass ihre Songs auch dann noch gültig sind, wenn sich die sozialen Umstände verändert haben“, sagt die Sängerin Malia. „Das meine ich mit menschlicher Tiefe: Wenn man unterdrückt wird, muss man kämpfen.“
Das ganz persönliche Wagnis der Sängerin aus Malawi, nämlich ihre Lieblingslieder aus dem Repertoire von Nina Simone für ihr Album „Black Orchid“ ganz eigen und neu zu interpretieren, hat sich offenbar gelohnt, „dank ihrer ausdrucksstraken Stimme und dem Begleit-Trio des Pianisten Alexandre Saada“, wie im Kulturspiegel zu lesen war. Das Album, gerne „CD des Monats“ im Februar, nennt die Elle etwa „leidenschaftlich“, die B.Z. „samten“, Brigitte findet es „zu schön“ und Focus entdeckt „eine angenehm raue Altstimme in einem umwerfend eleganten Klangkörper.“ Rolling Stone fällt auf, dass diese „dezent arrangierten Jazz-Klassiker“ vor allem „gnadenlos gut gesungen“ sind und Der Stern schreibt in seiner halbseitigen 4-Sterne-Rezension: „Malia singt leise und reduziert, mitunter fast schleppend, aber mit einer Hingabe, die ihresgleichen sucht. Und man spürt: So muss sich Seelenverwandtschaft anhören“. Die Welt konstatiert, auf ein früheres Video von Malia anspielend, in dem sie nackt singend durch Kapstadt läuft: „Malia zeigt eine Intimität in ihrer Stimme, die weit über körperliche Nacktheit hinausgeht“. Diese intime Intensität – und Authentizität – beschreibt auch Ralf Dombrowski in seiner Besprechung der „Jazz-CD des Monats“ im Audio. „Malia widersteht der Versuchung, Tragik und Dramatik mehr als künstlerisch nötig zu strapazieren, und schafft es im Gegenzug, mit gospelgetönter Stimme ein Songbook zu gestalten, das großartige Lieder als eigene Statements verpackt“, schreibt der Festivalleiter, Dozent, Journalist und Autor der „Basis-Diskothek Jazz“ (Reclam). „Das hat Stil und eine vokale Klasse, die die Newcomerin des letzten Jahrzehnts auf eine neue Ebene hebt.“