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Kontinuität durch Wandel – Manu Katché

“Manu Katché” ist das vierte Album des französisch-ivorischen Schlagzeugers für ECM. Als Spielpartner präsentiert er diesmal den Trompeter Nils Petter Molvær, Saxophonist Tore Brunborg und Keyboarder Jim Watson.
Manu Katché
Manu Katché© Gidlas Boclé
19.10.2012
Eigentlich heißt die Devise ja “Never change a winning team”. Aber Manu Katché macht seit acht Jahren genau das Gegenteil. Er folgt der Maxime “Always change a winning team” und liegt damit goldrichtig. Jüngster Beweis dafür ist sein neues Abum “Manu Katché”, auf dem er wieder mit fast rundum erneuerter Besetzung antritt und zum vierten Mal ein wahres und erneut erfrischend anders klingendes Meisterwerk abliefert.

Durch Umbesetzungen der Band eigene Beschränkungen überwinden

“Wenn man seine ganze Musik alleine schreibt, ist man sich auch seiner eigenen Beschränkungen bewusst”, meint Katché. “Und wenn man diese Beschränkungen überwinden möchte, hilft es einem, die Besetzung zu ändern. Denn andere Musiker bringen natürlich Unerwartetes ein. Seit dem ersten Album [‘Neighbourhood’, 2004] hatte ich die Absicht, die Band ständig umzubesetzen. Wenn ich mit Jemandem zusammenspiele, dann versuche ich seinen Stil oder zumindest die Essenz seines Stils im Hinterkopf zu haben, wenn ich am Klavier Musik komponiere.” Der einzige Musiker, der von der Besetzung übriggeblieben ist, mit der Katché 2009 “Third Round” aufnahm, ist der norwegische Saxophonist Tore Brunborg.
“Er ist ist in der Band rein klanglich der ‘Leader’”, erklärt Manu. “Auch wenn ich selbst auf meinem Instrument melodisch spiele, habe ich als Schlagzeuger in dem Ensemble doch andere Aufgaben. Ich kann nicht immer die tonangebende Stimme sein. Tores Umgang mit den Melodien und Themen ist, sowohl im Studio als auch live, genau richtig, und sein Sound ist der Sound geworden, den ich in meiner Vorstellung höre, wenn ich neue Musik schreibe. Er ist mein Hauptdarsteller.”

Nils Petter Molvær: Ein Trompeter mit einzigartigem Sinn für Sounds und Strukturen

Bei den Sessions für “Manu Katché” feierte Brunborg Wiedervereinigung mit dem Trompeter Nils Petter Molvær. Die beiden begannen ihre Karriere vor nahezu dreißig Jahren gemeinsam in der von Arild Andersen und Jon Christensen geleiteten Band Masqualero. Wenn man sie hier zusammen spielen hört, könnte man allerdings glauben, dies wäre erst gestern gewesen. Denn sie harmonieren nach wie vor perfekt miteinander. Katché verfolgt Molværs Musik schon seit dieser 1997 sein fantastisches “Khmer”-Album bei ECM herausbrachte. Doch zu einem ersten persönlichen Aufeinandertreffen kam es erst 2010, als sie beim Montréal Jazz Festival zusammen mit dem italienischen Trompeter Paolo Fresu auftraten. “Es war alles improvisiert und wir verwendeten jede Menge Loops und Sounds”, erinnert sich der Schlagzeuger. “Ich fand, dass wir etwas gemein hatten.” Und so lud er Nils Petter Molvær zu den Sessions des geplanten neuen Albums ein. Katché lobt Molværs einzigartigen Sinn für Sounds und Strukturen, der zum einen “ein Bindemittel des Albums” ist, zum anderen aber auch zur Öffnung der Musik beiträgt.

Jim Watson: Wie Manu Katché ein Popmusiker mit Jazz-Hintergrund

Mehr Spielfreiheit gewann Manu Katché, dessen Schlagzeugspiel auf dem neuen Album sämtliche Stücke prägt, auch durch den britischen Keyboarder Jim Watson, der mit den Pedalen seiner Hammond-Orgel gelegentlich den Part des hier fehlenden Bassisten übernimmt. Der John-Taylor-Schüler hat sich ähnlich wie Manu Katché nicht nur in der Jazzszene einen Namen gemacht, sondern auch intensiv mit Popgrößen wie Katie Melua, den Brand New Heavies, Incognito, US3 und Zero 7 gearbeitet. “Wir kommen aus derselben kulturellen Ecke, der Popwelt”, sagt Katché. “Und das beeinflusst uns auch. Aber wir haben auch einen Jazz-Hintergrund und eine gewisse Jazz-Attitüde. Mit ihm zu spielen, ist für mich sehr interessant. Wir fungieren hier als eine Art Duo, denn die Orgel und das Schlagzeug bilden diesmal die Rhythmussektion. Und dieses Konzept war auch mein Ausgangspunkt, als ich über die Musik für dieses Album nachdachte. Der Bassklang der Pedalklaviatur einer Orgel ist nicht so klar definiert wie der Klang eines elektrischen oder akustischen Basses. Der Klang der Orgel umhüllt einen, und ich spiele mit diesem Sound und kann auf ihn auf verschiedene Weisen reagieren. Ich kann grooven oder einfach fließen oder warten… Er eröffnet mir als Schlagzeuger viele neue dynamische Möglichkeiten.”
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