Mit
“Fargo” schufen die Coen-Brüder 1996 eines ihrer filmischen Meisterwerke. Die bitterschwarze Kriminalkomödie spielte im zugeschneiten nördlichen Mittleren Westen der USA, deren Landschaft an gewisse Regionen Norwegens erinnert. Und viele der Charaktere tragen Nachnamen wie Gunderson, Lundegaard, Gustafsen und Grimsrud, die auf skandinavische Vorfahren schließen lassen. Dass der norwegische Trompeter
Mathias Eick unwillkürlich an seine Heimat denken musste, als er dort im Laufe einer aufreibenden US-Tournee Station machte, überrascht also nicht. “Ich war schon eine ganze Zeit auf Tour und hatte Heimweh”, erzählt er. “Dann erreichten wir jene Gegend, die man den Mittleren Westen nennt, und plötzlich hatte ich das Gefühl zu Hause zu sein. Ich konnte nachempfinden, warum die frühen Siedler hier ihre Farmen bauen wollten. Es erinnerte mich sehr an Teile Norwegens.” Nun hat sich Eick auf seinem neuen Album
“Midwest” auf eine imaginäre Reise von seinem norwegischen Heimatdorf Hem bis in die weiten Ebenen des Mittleren Westens begeben. Und natürlich gibt es auf “Midwest” auch eine Komposition namens “Fargo”, mit der sich Eick vor dem Coen-Klassiker verbeugt, zu dessen Soundtrack-Leithema sich Filmkomponist Carter Burwell von einem alten norwegischen Folksong inspirieren ließ.
Mathias Eick begibt sich auf “Midwest” auf die Spuren von Hunderttausenden von Norwegern und anderen Skandinaviern, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert in den Mittleren Westen der USA ausgewandert waren und dabei natürlich ihre heimatliche Musik mitgenommen hatten.
Beseelt von einem ähnlichen Geist integriert Eick, ein stark vom nordamerikanischen Jazz beeinflusster Improvisator und Komponist, in seine Stücken nun Farben und Texturen norwegischer Folkmusik. Sein wichtigster Partner ist dabei der Geiger Gjermund Larsen, dessen stilistische Wurzeln in der norwegischen Folktradition liegen. Trompete und Violine tauschen Melodielinien aus und schweben über der brillanten Rhythmusgruppe, in der Pianist Jon Balke lyrischer denn je spielt.
Schlagzeuger Helge Norbakken findet pulsierende Beats, die sowohl Stammestrommeln als auch das Hufgetrappel von Büffeln suggerieren können, während Bassist Mats Eilertsen die Musik einfallsreich vorwärtstreibt. Eicks Ansatz ist eine interessante Umkehrung. Während schwarze US-Musiker – und allen voran Jazzer – den Wurzeln ihrer Ahnen in Afrika und der afrikanischen Musik nachforschen, folgt er seinen Landsleuten musikalisch dorthin, wo diese neue Wurzeln schlugen.
Am
25. April 2015 tritt Matthias Eick mit seinem aktuellen Programm bei der
jazzahead! ECM Clubnight in Bremen auf. An diesem Abend spielen im Sendesaal Bremen außerdem noch Jacob Bro, Giovanni Guidi und das Andy Sheppard Quartet.
Tickets für die ECM Clubnight gibt es hier.