Meshell Ndegeocello | News | Musik wie von einem anderen Stern - visionär, unnachahmlich und unwiderstehlich

Musik wie von einem anderen Stern – visionär, unnachahmlich und unwiderstehlich

Auf “The Omnichord Real Book”, ihrem ersten Album für Blue Note, serviert die Neo-Soul-Vorreiterin Meshell Ndegeocello einen hochexplosiven, groovenden Musikmix mit jazzigem Einschlag.
Meshell Ndegeocello
Meshell Ndegeocello(c) Charlie Gross
15.06.2023

Das Album “The Omnichord Real Book” auf LP und als exklusive signierte Sonderedition und weiteres von Blue Note finden Sie in unserem JazzEcho-Store

 
Seit Meshell Ndegeocello 1993 ihr Debütalbum “Planatation Lullabies” herausbrachte, genießt sie den Ruf, eine Musikerin und Frau mit höchst interessanten Ecken und Kanten, aber auch einem untrüglichen Gespür für fesselnde Hooks und raffinierte Grooves zu sein. Das Album, für das sie damals vier Grammy-Nominierungen erhielt, gilt als früher Meilenstein des Neo-Soul. Aber auch dreißig Jahre später befindet sich Bassistin und Sängerin immer noch umtriebig an vorderster Front, wenn es darum geht, musikalisches Neuland zu erobern. Das zeigt sie nun auf “The Omnichord Real Book”, ihrem ersten Album für Blue Note, auf dem sie in ebenso visionärer wie unnachahmlicher Weise Elemente von Jazz, Afrobeat, psychedelischem Soul, modernem Rhythm’n’Blues, Go-Go,  Avant-Funk und anderem bunt durcheinanderwürfelt.
Bevor jemand angesichts des Titels auf falsche Gedanken kommt: Nein, Meshell spielt hier keine Songs aus dem legendären “Real Book”, das seit den 1970er Jahren so etwas wie die Bibel angehender Jazzmusiker ist. Die Stücke für dieses Album wurden allesamt von Meshell entweder allein oder mit Musikern ihrer Band verfasst. Aber als Inspiration dienten ihr dabei teilweise die Sachen, die sie hörte und nachspielte, als sie mit dem Musikmachen anfing. Einen nicht geringen Einfluss übte damals auch ihr inzwischen verstorbener Vater Jacques Johnson (Meshells eigentlicher Name ist Michelle Lynn Johnson) aus, der ein professioneller Saxofonist gewesen war und ihr sein “Real Book” zum Üben zur Verfügung gestellt hatte.
Das im Titel des Albums ebenfalls genannte Omnichord ist ein elektronisches Instrument, das einen faszinierenden, harfenartigen Klang erzeugt. Zu hören ist es gleich im Opener “Georgia Ave” und später in dem träumerischen Track “An Invitation” sowie der mit Afrobeats gewürzten Instrumentalnummer “Omnipuss”. Geschenkt hat ihr das heute etwas exotische Instrument ihr Gitarrist Chris Bruce, als Meshell während des Corona-Lockdowns zu Hause am Computer an Musik für mehrere Fernsehproduktionen arbeitete. Es sollte sie auf andere Gedanken bringen.
“Ich merkte, dass die Arbeit am Computer auf meine Laune zu drücken begann”, erzählt Ndegeocello. “Das Omnichord gab mir die Möglichkeit, Melodien und Ideen auszuarbeiten, ohne auf einen Bildschirm gucken zu müssen. Seit meiner vierten Platte arbeite ich nun schon am Computer. Ich hatte es satt, auf Noten zu starren und wollte einfach nur Musik spielen und hören.”
Und genau darum geht es nun auch auf dem neuen Album. Meshell hat sich schon immer Mühe gegeben, Musik zu schreiben, an der ihre Mitmusiker beim Spielen Spaß haben. Zur selben Zeit soll sie aber offen genug sein, damit die Musiker ihre rhythmischen, harmonischen und melodischen Konturen wirklich austesten können. “Ich liebe die musikalische Interaktion – das gegenseitige Bällezuspielen mit anderen Musikern”, sagt sie. “Es ist eine so göttliche Erfahrung. Und wenn das Publikum tanzen, sich bewegen und Transzendenz erleben kann, während wir live spielen, kommt es mir vor, als würde ich eine Bestimmung erfüllen.”
Zur Seite standen Meshell Ndegeocello bei der Einspielung von “The Omnichord Real Book” langjährige Weggefährten wie der (nicht mit ihr verwandte) Saxofonist Josh Johnson, der das Album auch produziert hat, Keyboarder Jebin Bruni, Gitarrist Chris Bruce sowie die Schlagzeuger Abe Rounds und Deantoni Parks. Bei einer Reihe von Songs mischen als prominente Gäste außerdem Gitarrist Jeff Parker, Vibraphonist Joel Ross, Trompeter Ambrose Akinmusire, die Harfenistin Brandee Younger, Schlagzeuger Mark Guiliana, Bassist Burniss Travis II, die Keyboarder Julius Rodriguez, Cory Henry, und Jason Moran sowie als Vokalistinnen bzw. Vokalisten Joan As Police Woman, Sanford Biggers, Hanna Benn, Thandiswa und die HawtPlates mit.
Live:
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