Er war eine streitbare Gestalt: Miles Dewey Davis, der Junge aus wohlhabendem Hause, der sich aus der zweiten Liga im Umkreis der New Yorker Bebop-Revolutionäre zielstrebig an die Spitze des amerikanischen Jazzbusiness gespielt hat. Mehrfach hatte er es geschafft, mit seinen Aufnahmen der Musik eine neue Richtung zu weisen. “Birth Of The Cool” markierte einen Schlusspunkt des naiv genialische Bebops, das Quintett mit John Coltrane Mitte bis Ende der Fünfziger war der Gradmesser der Innovation dieser Jahre. “Kind Of Blue” leitete den modalen Jazz ein, “Bitches Brew” wiederum den Flirt mit der Rockmusik. “Man With The Horn” ist das ultimative Fusion-Album und “You’re Under Arrest” eine clevere Abrechnung mit der Ödnis des aufkeimenden Smooth-Trends.
Miles hatte ein Gespür für Talente, seine Gruppen galten als Kaderschmieden der improvisierenden Szene. Er hatte Mut, Cleverness und vor allem Stolz, was ihn zu einer der Galionsfiguren der Black & Proud-Bewegung machte. Mit andere Worten: Miles Davis war Guru und Prophet des modernen Jazz und sorgte dafür, dass diese, seine Musik immer am Puls der Zeit blieb. Sein Ton ist ebenso unverkennbar wie seine reduziert markante Art zu phrasieren, seine Kompositionen gehören zu den Eckpfeilern des zeitgenössisch modernen Repertoires. Am 26. Mai wäre Miles Davis 80 Jahre alt geworden. Er starb bereits 1991, seine Klangwelt ist jedoch präsenter, aktueller denn je.