Der dritte Teil unserer Biografie zum Nat-King-Cole-Jubiläum beleuchtet eine turbulente Phase: seinen Wandel vom Jazzpianisten zum international erfolgreichen Popsänger.
Nat King Cole 100
13.12.2019
Nachdem er sein Trio offiziell aufgelöst hatte, begann Nat King Cole 1950 eine prägende neue Zusammenarbeit mit dem damals noch recht unbekannten Arrangeur Nelson Riddle. Sie sollte seine Karriere in völlig neue Bahnen lenken. Auch wenn er gelegentlich noch jazzige Instrumentalalben wie “Penthouse Serenade” (1952) und “After Midnight” (1956) aufnahm, konzentrierte sich Cole nun mehr und mehr auf seine Rolle als Sänger.
Nelson Riddle hatte eigentlich eine Karriere als Jazzposaunist angestrebt, hielt sich selbst aber nicht für gut genug auf dem Instrument. Also verlegte er sich aufs Komponieren und Arrangieren für Orchester und Streicher. Einen ersten Erfolg hatte er 1949 mit einer Arbeit für Doris Day. Der von ihm arrangierte Song erklomm Platz 2 der Charts. Im darauffolgenden Jahr engagierte ihn der Bandleader Les Baxter für eine Aufnahmesession mit Nat King Cole. Einer der Songs, die Riddle arrangierte, war “Mona Lisa”, der prompt Platz 1 der Charts eroberte und bis heute als Cole bestverkaufte Single gilt. Die Aufnahmesessions waren der Auftakt zu einer besonders fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Cole und Riddle, die sich über rund zehn Jahre erstrecken und ebenso viele Alben hervorbringen sollte, darunter “Unforgettable” (1954), “Nat King Cole Sings For Two In Love” (1954), “The Piano Style Of Nat King Cole” (1955), “Cole Español” (1958) und schließlich “Nat Cole Sings The Great Songs” (1964). Da Riddle ab 1953 aber auch intensiv mit Frank Sinatra und anderen Gesangsstars arbeitete und nicht immer verfügbar war, griff Cole bei seinen Aufnahmen noch auf andere Top-Arrangeure wie Gordon Jenkins (u.a. “The Very Thought Of You”, 1958), Billy May (u.a. “Let’s Face The Music!”, 1964) und Ralph Carmichael (u.a. “L-O-V-E”, 1965) zurück.
Singles wie “Smile”, “Orange Colored Sky”, “Pretend”, “Walkin’ My Baby Back Home”, “If I May” und “Ramblin’ Rose” verkauften sich millionenfach. Nat King Coles volle, rauchige Stimme und sorgfältige Artikulation, aber auch die Wärme, Intimität und gute Laune, die er beim Singen ausstrahlte, erlaubten ihm, sowohl schmachtende Balladen als auch kecke Novelty-Songs zu interpretieren. Über einen Zeitraum von zwanzig Jahren hinweg gelangte er mit über 100 Singles und mehr als zwei Dutzend Alben in die Pop-Charts. Und wurde so zum zweiterfolgreichsten Popsänger seiner Generation. Nur noch übertroffen von seinem ewigen “Rivalen” Frank Sinatra.
“Ich glaube, Nat war jedermanns Lieblingssänger”, brachte es der Sänger Aaron Neville einmal auf den Punkt. “Von Ray Charles über Sam Cooke bis hin zu Marvin Gaye – sie alle liebten ihn. Jeder wollte etwas von Nat King Cole singen.” Der US-amerikanische Musikkritiker und Nat-King-Cole-Kenner James Ritz bemerkte: “Er sang wie er spielte, mit einem delikaten Ansatz, der über seine Gewandtheit und seine schier grenzenlose Energie hinwegtäuschte. Sein Gesang hatte, selbst wenn er swingte, immer den gleichen sanften Touch und vermittelte ein wohliges Gefühl der Intimität.”