Musikalische Kommunikationen mit “übernatürlichen Stimmen”
Auf “uNomkhubulwane”, einer Hommage an die gleichnamige Zulu-Göttin, setzt sich der südafrikanische Pianist Nduduzo Makhathini in einer transzendenten dreisätzigen Suite musikalisch mit der tragischen Geschichte der Unterdrückung in Afrika auseinander.
Nduduzo Makhathini(c) Arthur Dlamini
06.06.2024
Das Album auf LP, als rote Vinyl-Sonderedition und limitierte White Label, sowie mehr von Blue Note finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Nduduzo Makhathini ist ein Mann vieler Talente. Während man ihn in unserem Kulturkreis spätestens seit seinem brillanten Blue-Note-Debüt “Modes Of Communication: Letters From The Underworlds” als visionären Künstler, exzellenten Pianisten und fantasievollen Komponisten kennt, genießt Makhathini in seiner Heimat Südafrika auch einen Ruf als Philosoph und Heiler. Die intensive Vertiefung in die Geschichte und die Traditionen seiner Vorfahren findet natürlich auch immer ein Echo in seiner Musik. Denn für Makhathini geht es in seiner Kunst nie allein um Ästhetik oder Idiome. Bewiesen hat er dies zuletzt vor zwei Jahren auf “In The Spirit Of Ntu”, das mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurde.
Auf “uNomkhubulwane” präsentiert Nduduzo Makhathini im Trio mit dem Bassisten Zwelakhe-Duma Bell le Pere, einem in den USA aufgewachsenen Landsmann, und dem kubanischen Schlagzeuger Francisco Mela eine transzendente dreisätzige Suite, die eine Hommage an die Zulu-Göttin ist, die dem Album seinen Titel gab.
Auf “uNomkhubulwane” geht Nduduzo Makhathini über jede existierende Vorstellung vom Musizieren hinaus und bietet uns seine bisher tiefgründigste Vision von kreativer Mystik. Nach Inspiration suchte der Pianist auf einer gänzlich metaphysischen Ebene – den Klang nutzt er dabei als Mittel, um mit, wie er es ausdrückt, “übernatürlichen Stimmen” zu kommunizieren. Makhathini agiert hier durchweg sowohl als Futurist als auch als Bewahrer alter Traditionen. Indem er Konzepte erforscht, die ihn zu den Anfängen der Zeit zurückführen, wagt er sich ins Unbekannte vor. Erschaffen hat er mit seinem Trio so ein bemerkenswert einladendes, immersives Hörerlebnis, das Fans von John undAlice Coltrane, Pharoah Sanders, klassischem südafrikanischem Jazz, Makhathinis Freund und Kollaborateur Shabaka Hutchings und anderen kühnen musikalischen Reisenden einmal mehr beeindrucken dürfte.
Als die New York Times “Modes Of Communication” zu einem der besten Jazzalben des Jahres 2020 kürte, hieß es dort: “In einer Zeit, in der Spiritual Jazz zu einem gefährlich überstrapazierten Modewort geworden ist, sollten Sie einem Musiker vertrauen, der sein Leben wirklich divinatorischen Praktiken gewidmet hat.” Dass Nduduzo Makhathini dieses Vertrauen mehr als verdient, unterstreicht er nun mit “uNomkhubulwane”.