Mit seinem Solo-Piano-Album “Open, To Love”, das jetzt von ECM in der Reihe “Luminessence” auf Vinyl wiederveröffentlicht wird, schuf der Kanadier Paul Bley vor über 50 Jahren ein absolutes Meisterwerk dieses Genres.
Paul Bley: Open, To Love (Luminessence LP)
03.03.2025
Diese LP und weitere der Luminessence Serie und von ECM finden Sie im JazzEcho-Store.
Nach Chick Coreas “Piano Improvisations” und Keith Jarretts “Facing You”, war Paul Bleys “Open, To Love” das dritte fabelhafte Kapitel in ECMs leise revolutionärem Solo-Piano-Manifest. Die Musik des Albums – zugleich frei und doch betörend lyrisch – hat nichts von ihrer Bedeutung verloren und beeinflusst bis heute Improvisatoren. In den Liner Notes dieser “Luminessence”-Vinyl-Edition schreibt Bleys Biograf Greg Buium: “Nach mehr als fünfzig Jahren ist ‘Open, To Love’ immer noch ein unvergängliches Juwel, für immer in der Gegenwart verankert, und eines der großen Meisterwerke in ECMs unermesslichem Katalog.” Auf dem Album, das Manfred Eicher im September 1972 in Oslo produzierte, verknüpft der kanadische Pianist auf brillante Weise drei Materialstränge zu einem dramatischen und emotional beeindruckenden Erzählbogen. Das Repertoire umfasst Songs von Carla Bley (“Closer”, “Ida Lupino” und “Seven”) und Annette Peacock (“Open To Love” und “Nothing Ever Was, Anyway”) sowie zwei Stücke von Paul Bley, in denen er Jazzstandards abwandelt und neu konfiguriert. In “Harlem” und “Started” fragmentiert Bley motivisches Material von “I Remember Harlem” und “I Can’t Get Started” (zwei Stücke, die er in den Bebop-Jahren gespielt hatte), bis die Musik einen surrealistischen, traumhaften Charakter annimmt, der sich perfekt mit neuen Visionen des freien Balladenspiels verbindet.
“Auf sich allein gestellt ist [Paul] Bley noch düsterer und introspektiver, aber die Musik ist von einer seltenen Frische und Klarheit, und gewährt einem vielleicht den bisher tiefsten Einblick in seine Denkweise”, bemerkte Richard Williams 1973 im Melody Maker, der “Open, To Love” damals zum “Album des Monats” kürte. “[Die ersten drei Stücke] entfalten sich langsam, ungebrochen in der Stimmung, und vermitteln eine Schönheit, die zweifellos jeden ansprechen sollte. Seine eleganten Melodien, die er mit seiner Respekt gebietenden Technik manchmal wie Rauchringe auflöst, gehen fast unmerklich in die nächste über. Die Akzentverschiebungen und Richtungswechsel sind ungemein subtil, und sein feiner Anschlag zeichnet sie mit kristalliner Klarheit. Praktisch alle seine Alben sind wichtige Dokumente eines bemerkenswerten Geistes, und dieses ist eines der besten.”
Als 2008 zum 40-jährigen Jubiläum von ECM Records die CD-Edition dieses Albums in der Reihe “Touchstones” erschien, schrieb Johannes Anders im Schweizer Tages-Anzeiger: “Wer Bley mit all seiner introvertierten Spannung, Klangschönheit und meditativen Dichte richtig oder wieder neu kennenlernen möchte, zudem in ausgezeichneter Aufnahmetechnik und auf einem adäquaten, erstklassigen Instrument, dem sei seine einzigartige und wohl auch beste Solo-LP ‘Open, To Love’ ans Herz gelegt.”