Mit “Love Will Find A Way” legt der legendäre Earth, Wind & Fire-Lead-Sänger sein erstes Soloalbum in 17 Jahren vor. Mit von der Partie sind Kamasi Washington, Robert Glasper u.a.
Philip BaileyJabari Jacobs
20.06.2019
Philip Bailey besitzt sicherlich eine der markantesten Stimmen des R’n'B, Soul und Funk. Man kennt sie (und vor allem seine Falsett-Einlagen) von unzähligen Hits der Band Earth, Wind & Fire. Oder von Kollaborationen mit anderen Größen wie Stevie Wonder und George Duke sowie natürlich seinem unvergesslichen “Easy Lover”-Duett mit Phil Collins. Zuletzt war es um den siebenfachen Grammy-Gewinner etwas stiller geworden. Aber jetzt meldet er sich – geschlagene siebzehn Jahre nach seinem letzten Soloalbum “Soul On Jazz” – mit einem grandiosen neuen Album zurück. Auf “Love Will Find A Way” präsentiert Bailey neben sehr modernen Eigenkompositionen auch spannend überarbeitete Klassiker von Curtis Mayfield, Pharoah Sanders und den Talking Heads.
Als EW&F Anfang der 1970er Jahre ihre ersten Aufnahmen machten, hatten Bailey und seine Bandkollegen, wie viele große Künstler jener Zeit, wenig Interesse daran, Genres auseinanderzuhalten oder für ein selektives Publikum zu spielen. Diese Philosophie verhalf der Band zu beispiellosem und anhaltendem Erfolg. Auf “Love Will Find A Way” beweist Bailey, dass die alten EW&F-Ideale immer noch ihre Berechtigung haben. Neben altvertrauten Freunden wie Christian McBride, Chick Corea und Steve Gadd präsentiert Bailey auf dem Album einige der größten zeitgenössischen Stars des Jazz, R’n'B und Pop: darunter Robert Glasper, Kamasi Washington, will.i.am, Christian Scott aTunde Adjuah, Bilal, Casey Benjamin, Lionel Loueke, Kendrick Scott und Derrick Hodge.
Die Aufnahmen entstanden über einen Zeitraum von rund zwei Jahren. Alles begann, als Bailey auf die neue zukunftsweisende Jazzgeneration aufmerksam wurde, für die Genregrenzen überhaupt nicht mehr zu existieren scheinen. “Ich hatte gehört, dass Robert Glasper dem Jazz ein neues Gesicht verlieh”, erzählt Bailey. Das weckte seine Neugier. Also besuchte er ein Konzert des Keyboarders, um sich ein eigenes Urteil zu bilden, und war danach restlos begeistert. Nicht nur war die Musik heiß und progressiv, auch das Publikum war hip, bunt gemischt, jugendlich und leidenschaftlich.
Bailey bat Glasper, auf einigen Tracks mitzuspielen und als Produzent mitzuwirken. Darüber hinaus erwies er sich bei der Rekrutierung von Musikern und anderen Entscheidungen von unschätzbarem Wert für den Sänger. Aber Bailey hörte sich selbst auch weiter um. Beim Jazz Fest in New Orleans erlebte er einen Auftritt von Kamasi Washington. Als er ihn nach dem Konzert traf, stellte er fest, wie klein die Welt doch ist. “Er stellte mir seinen Vater [den Holzbläser Rickey Washington] vor”, erinnert sich Bailey glucksend. “Und siehe da, Ricky und ich kennen uns seit Jahren! Wir besuchten dieselbe Kirche! Kamasi ging mit meinen Kindern zur Bibelschule.”
“Künstler wie Robert und Kamasi und Christian sind offen für die Nuancen des Jazz und seinen historischen Wert”, fährt Bailey fort. “Aber sie haben dem Genre wirklich neue Möglichkeiten eröffnet. Und dafür bin ich sehr empfänglich.” Die Zusammenarbeit mit den Musikern dieser neuen Generation beflügelte Philip Bailey so sehr, dass ihm mit “Love Will Find A Way” sein bislang wohl bestes, experimentierlustigstes und nicht zuletzt jazzigstes Soloalbum gelang, und das auf dem edlen Verve-Label!
Vinyl-Freunde sollten sich bis zum 26.7. gedulden, da erscheint das Album auch als Doppel-LP!