“Es gibt vieles, was dafür spricht, dass Ralph Towner am besten ist, wenn er sich ganz solo präsentiert”, schrieb Frank-John Hadley 2001 in DownBeat. Der Anlass war seinerzeit die Veröffentlichung von “Anthem”, Towners fünftem Soloalbum für ECM, auf dem sich der Multiinstrumentalist und Komponist ganz aufs Spielen der Konzertgitarre und einer zwölfsaitige Akustikgitarre fokussierte. Die Gültigkeit von Hadleys damaligem Urteil wurde seitdem durch die fantastischen Alben “Time Line” (2006), “My Foolish Heart” (2017) und zuletzt “At First Light” (2023) nur noch stärker untermauert. Jetzt ist auch die audiophile Vinyl-Ausgabe von “At First Light” erhältlich, die das Hörvergnügen für viele Fans des Gitarristen noch einmal steigern dürfte.
“Wenn Sie den Klang der akustischen Gitarre lieben, tun Sie sich selbst einen Gefallen und hören Sie sich diese Aufnahme an”, beginnt Cary Tenenbaum auf All About Jazz seine Rezension von “At First Light”. “Legen Sie die Platte auf den Plattenspieler, legen Sie die CD in die Schublade, drücken Sie bei Ihrem Streaming-Dienst auf Play, drehen Sie die Lautstärke eine Stufe höher als sonst und schließen Sie die Augen. Wie von Zauberhand ist der Gitarrist Ralph Towner bei Ihnen zu Hause und spielt die Songs von ‘At First Light’ für Sie. Dies ist ein wunderschön aufgenommenes und wunderbar gespieltes klassisches Solo-Gitarrenalbum dieses fabelhaften Jazzgitarristen.”
“Wie bei seinen vorherigen Soloalben, bietet Towner auch hier ein Programm, das überwiegend aus Eigenkompositionen besteht und durch die Hinzunahme eines Standards oder eines populären Stücks einen übergreifenden Hauch von Vertrautheit vermittelt”, merkt Nick Lea in Jazz Views an. “Tatsächlich hat der Gitarrist seine Einflüsse verarbeitet und seine musikalische Sprache so sehr verfeinert, dass auch die neuen Stücke oft vertraut wirken. Wie er es geschafft hat, über eine Karriere von mehr als fünfzig Jahren hinweg frische und aufregende Musik zu produzieren, ist eine erstaunliche Leistung und ein Beweis für Towners sehnlichen Wunsch, sich als Künstler weiterzuentwickeln. Seine Interpretationen von Jule Styne und Hoagy Carmichaels ‘Make Someone Happy’ sowie Stan Adams’ ‘Little Old Lady’ sind Meisterwerke in puncto Erfindungsreichtum und Understatement, während die Originale organisch aus Towners überragenden früheren Werken erwachsen, dabei aber etwas Neues suchen.”