Pünktlich zum 83. Geburtstag von Ray Charles am 23. September 2013 brachte der US Postal Service in seiner “Music Icons Forever”-Serie eine Sondermarke mit dem Konterfei des Künstlers heraus. Damals überraschte weniger, dass dem “Godfather Of Soul” diese Ehre zuteil wurde, als vielmehr die Tatsache, dass es überhaupt noch Briefmarken gibt. Denn Hand aufs Herz: Wann haben Sie – im Zeitalter von E-Mails, Facebook, Twitter und Co. – zuletzt einen “altmodischen” Brief verschickt? Parallel brachte Concord Records, der musikalische Nachlassverwalter des 2004 gestorbenen Sängers, unter dem Titel “Ray Charles Forever” ein eine CD plus DVD heraus, auf deren Cover das Briefmarkenmotiv zu sehen ist. Diese CD wurde in den amerikanischen Postämtern verkauft und zum unerwarteten Hit, da sie, trotz der Vielzahl bereits erhältlicher Compilations, wohl genau den richtigen Ton traf. Nun ist “Ray Charles Forever” endlich auch in Deutschland erhältlich.
Es sind zwar nur dreizehn wohlüberlegt ausgesuchte Titel auf der CD, aber die schlagen einen gelungenen Bogen durch das so unterschiedliche Repertoire des Sängers. Von R’n'B über Pop-Balladen wie “A Song For You” bis hin zu Johnny Cashs “Ring Of Fire” geht die Reise von Perle zu Perle. “Ray Charles Forever” ist keine übliche Greatest-Hits-Compilation, sondern eine Anthologie, die einem einen Überblick über die schillernde Vielfalt der Aufnahmen gibt, die Charles in 58 Karrierejahren machte. Die älteste Aufnahme vom Jazzstandard “Come Rain Or Come Shine” stammt übrigens aus dem Jahr 1959, die neueste ist eine Interpretation des John-Lennon-Klassikers “Imagine” und erschien ursprünglich 2002 auf dem Album “Ray Charles Sings For America”. Das Repertoire enthält außerdem Highlights wie “I’m Gonna Move To The Outskirts Of Town” (vom Album “Genius + Soul = Jazz”, 1961) und sogar eine noch nie zuvor veröffentlichte Aufnahme von “They Can’t Take That Away From Me”. Auf der 20-minütigen Bonus-DVD findet der Fan seltene Live-Aufnahmen aus den 1990er Jahren sowie Interview-Ausschnitte. “Ich wollte niemals berühmt sein; ich wollte nur großartig sein”, soll Ray Charles einmal gesagt haben. Dass er letzteres war, beweist jede einzelne dieser Aufnahmen. Und dass er Berühmtheit erlangte, auch wenn er nie nach ihr strebte, steht sowieso außer Frage.