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Re: ECM von Ricardo Villalobos & Max Loderbauer

Für ihr aufregendes Projekt “Re: ECM” überarbeiteten die beiden DJs und Komponisten Ricardo Villalobos & Max Loderbauer emblematische Aufnahmen aus dem ECM-Katalog.
Ricardo Villalobos & Max Loderbauer © Stefan Stern / ECM Records
Ricardo Villalobos & Max Loderbauer © Stefan Stern / ECM Records© Stefan Stern / ECM Records
16.06.2011
Gegensätze ziehen sich an. Besser könnte man das Projekt, das die in Berlin lebenden DJs und Komponisten Ricardo Villalobos und Max Loderbauer auf der Doppel-CD “Re: ECM” präsentieren, wohl kaum auf den Punkt bringen. Beide zählen zu den bekanntesten Namen der zeitgenössischen elektronischen Musik, haben aber auch ein ausgesprochenes Faible für die überwiegend mit akustischen Instrumenten erzeugte Musik des ECM-Labels. Jetzt haben sie auf “Re: ECM” versucht, ihre beiden musikalischen Leidenschaften unter einen Hut zu bringen, indem sie emblematische ECM-Aufnahmen von Christian Wallumrød, Alexander Knaifel, John Abercrombie, Miroslav Vitous, Louis Sclavis, Wolfert Brederode, Paul Giger, Enrico Rava/Stefano Bollani/Paul Motian, Arvo Pärt and Bennie Maupin überarbeiten.

“Das Wichtigste ist, diese beiden Welten so zu harmonisieren, dass sie sich nicht gegenseitig entschärfen”, verrät der gebürtige Chilene Villalobos, der die Idee für dieses Projekt hatte. “Man muss eine wirkliche Balance zwischen dem Organischen und dem Elektronischen herstellen.” Als Kollaborationspartner holte er für das ungewöhnliche Projekt den in Techno-Kreisen bekannten Kollegen Max Loderbauer (Sun Electric, Chica and the Folder, Moritz von Oswald Trio) an Bord. Mit einem Live-Mischpult und einem modularen Synthesizer machten sie sich dann im Studio daran, mit den Künstlern der ECM-Originalaufnahmen in unorthodoxer Weise zu interagieren.

“Wir wählten bestimmte ECM-Produktionen, die Passagen boten, in denen Instrumente, Stimmen/Chöre, Atmosphären autark und isoliert im Raum standen”, sagt das Duo. “Wir nutzten auch Pausen, Lücken und die mikrofonischen Eindrücke der Räume als Quellenmaterial. Wir begannen damit, diese sparsam orchestrierten Parts in Loops zu verarbeiten. Dann organisierten wir unsere Maschinen im Studio so, dass wir vorbestimmte Loop-Elemente als Impulse und Grundierungen für alle elektronisch erzeugten Klänge verwenden konnten. Dadurch wurde die klangliche Behandlung immer von den Originalteilen der Originalaufnahmen kontrolliert … Das Arrangieren des Equipments kann fast schon mit dem Spielen in einer Band vergleichen. Denn die einzelnen Komponenten des Systems reagieren auf einander und treten manchmal in einen Improvisationsmodus. Wenn sie entsprechend eingestellt sind, fangen die Maschinen von selbst an, mit Hilfe von kommunizierenden Algorhythmen zu komponieren.”

Auch wenn ECM vor allem für akustische Produktionen bekannt ist, so räumte Produzent Manfred Eicher den Künstlern auf seinem Label auch immer Platz für elektronische Experimente ein. Tatsächlich fiel schon eines der allerersten ECM-Alben (ECM 1005) in diesen Bereich: die britische Music Improvisation Company um Gitarrist Derek Bailey und Saxophonist Evan Parker arbeitete bereits 1970 mit dem Live-Elektroniker Hugh Davies. 1997 überraschte Manfred Eicher die gesamte Musikwelt, als er von Nils Petter Molværs bahnbrechendem Album “Khmer” erstmals Remixe bei ECM veröffentlichte. Nun ging er mutig noch einen Schritt weiter und ließ Villalobos und Loderbauer ECM-Aufnahmen auseinandernehmen, neu zusammensetzen und durch elektronische Verarbeitung in neue Kompositionen verwandeln. “Re: ECM” ist ein ungemein spannendes Projekt, das dem Label eine ganze neue Hörergeneration erschließen könnte.

“Re: ECM”-Release-Party am 07. Juli 2011 im Berliner Berghain
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