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Geschichten aus dem mystischen Süden

Rosanne Cash
Rosanne Cash
20.02.2014
“Southern Gothic” ist derzeit en vogue. Im Fernsehen feiert das Genre mit Serien wie “American Horror Story: Coven” und “True Detective” geradezu unheimliche Erfolge. Das musikalische Pendant wird mitunter auch Dark Americana genannt, hat seine Wurzeln im ländlichen Blues, Folk und Country des Südens der USA und erzählt fantastische Geschichten von besonderer narrativer Qualität. Und auch wenn Rosanne Cash mit “The River & The Thread” sicherlich kein “Southern Gothic”-Album im reinsten Sinn eingespielt hat, so würden sich einige ihrer neuen Songs doch prächtig in den Soundtracks der beiden eingangs genannten Serien machen.
In den USA ist “The River & The Thread” bereits jetzt das erfolgreichste Album der Künstlerin. “Wir träumten von der Tallahatchie Bridge, und wir haben sie tatsächlich gefunden”, sagt Rosanne Cash in Anspielung auf Bobbie Gentrys 1967 Smash-Hit “Ode To Billie Joe”, den wohl weltweit bekanntesten “Southern Gothic”-Songklassiker. Auf “The River & The Thread” unternimmt sie nun ihre eigene faszinierende Reise durch den Süden der USA und beschwört dabei mehr als einmal dessen mystischen Geist herauf. Die in den Songs auftauchenden einzigartigen Charaktere umspannen viele Generationen: das Spektrum reicht von einem Bürgerkriegssoldaten, der nach Virginia in den Kampf zieht, über einen Farmer der New-Deal-Ära in Arkansas bis zu einem Paar im heutigen Mobile, Alabama. Obwohl Cash und ihr langjähriger Songwriting-Partner (und Ehemann) John Leventhal von einer breiten Palette musikalischer Stile inspiriert wurden, die man mit dem Süden der USA assoziiert (u.a. sumpfiger Delta-Blues, Gospel, Folkmusik aus der Appalachia-Region, Country und Rock), ist die Song-Kollektion dennoch durch und durch zeitgenössisch.
Cashs kristallklare Stimme und Leventhals bezwingendes Gitarrenspiel bilden natürlich das Herz dieses Albums. Aber um dem Charakter jedes einzelnen Songs gerecht zu werden, variierten sie immer wieder die Instrumentierung. So gibt es zum Beispiel in “Night School” oder “Biloxi” orchestrale Passagen zu hören und in “Money Road” geisterhafte Keyboard-Klänge. Im Studio trafen Cash und Leventhal mit Freunden und musikalischen Weggenossen zusammen, die – wie sie selbst – eine tiefe Zuneigung zum Süden hegen und/oder dort ihre Wurzeln haben: Cory Chisel, Cashs erster Ehemann Rodney Crowell (der auch Koautor eines Songs war), Amy Helm, Kris Kristofferson, Allison Moorer, John Prine, Derek Trucks, John Paul White (The Civil Wars), Tony Joe White und Gabe Witcher (The Punch Brothers).
“Selbst wenn ich nie mehr ein anderes Album aufnehmen sollte, werde ich zufrieden sein, weil ich dieses gemacht habe”, sagt Rosanne Cash über “The River & The Thread”. Das aber wäre eine wahre Schande, da das Gespann Cash/Leventhal sicherlich noch eine Menge ähnlich faszinierender Geschichten auf Lager hat.