Endstation Bamako – die musikalische Heimkehr des afrikanischen Caruso
Mit “Moffou” kehrte der malische Sänger Salif Keïta 2002 zu seinen westafrikanischen Wurzeln zurück. Zum 20-jährigen Jubiläum erscheint das Album nun erstmals mit einem Bonus-Track auf Doppel-Vinyl.
JazzEcho-Plattenteller: Salif Keita "Moffou"
22.09.2022
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Als Salif Keïta 2002 das Album “Moffou” herausbrachte, besiegelte er mit ihm nach einer langen, gewundenen Reise die Rückkehr in seine Heimat Mali und zur traditionelllen Musik der Mandingo. Es war eine Reise gewesen, die er 25 Jahre zuvor begonnen hatte, als er das von politischen Unruhen erschütterte Mali verließ, um in Abidjan an der Elfenbeinküste mit seiner Band Les Ambassadeurs Internationaux sein erstes Album mit dem Titel “Mandjou” aufzunehmen. Dank des Titelsongs wurde dieses Album ein enormer kommerzieller Erfolg und legte den Grundstein für Salifs internationale Karriere. Keïtas künstlerische Handschrift, sein Klang und sein Stil waren schon vorhanden: Orgeln, Keyboards, Gitarren und Saxofone vermischten sich mit traditionellen Saiten- und Perkussionsinstrumenten zu einem Gebräu aus Jazz, Rock, Funk und Afro-Beat, um die Konturen der althergebrachten Rhythmen und Gesänge neu zu formen.
Die Reise führte den “afrikanischen Caruso”, wie Salif Keïta bald genannt wurde, danach über die USA bis nach Paris, wo er in der panafrikanischen Diaspora eine neue Heimat fand. In all den Jahren fern von Mali nahm er über ein Dutzend weltweit gefeierter Alben auf, auf denen er immer mutiger mit modernen Klängen und anderen Stilmitteln experimentierte, wobei er teilweise auch mit westlichen Musikern wie Joe Zawinul, Wayne Shorter, Carlos Santana und Vernon Reid zusammenarbeitete.
Dann kehrte er 2002 endlich nach Mali zurück, eröffnete dort in Bamako einen Musikclub namens Moffou und nahm das gleichnamige Album auf. Das Moffou ist ein Instrument, das die Bauern der Sahelzone seit Anbeginn der Zeit spielen, um ihre Ernten vor der Gefräßigkeit der Vögel zu schützen. Es ist ein Instrument der einfachen Leute, für jedermann erstehbar und handgefertigt nach einer Technik, die sich bis zu den Ursprüngen der Menschheit zurückverfolgen lässt. Es ist eine kleine Flöte, die einen schrillen, nasalen Klang hervorbringt, den die gefiederten Kreaturen ganz besonders verabscheuen. Kurzum: Es gibt nichts Simpleres, Elementareres, Unvergänglicheres als dieses kleine Objekt.
Das Album ist ein wunderbarer Cocktail aus stimmungsvollen Atmosphären, mit schimmernden Farben, überaus ansteckender Energie und, vor allem anderen, einer besonderen emotionalen Kraft. Es gibt Themen zum Tanzen, sinnliche Stücke, “wilde Rumbas” (O-Ton Salif Keïta) wie “Baba”, “Madan”, “Moussoulou” und “Koukou” sowie schließlich liebliche Songs und Balladen (“Here”, “Souvent” und das unvergleichliche “Ana na ming”, das Salif auf einer einsamen Insel verfasste, während er sich eine imaginäre Gefährtin erträumte). In “Yamore”, einem der Highlights dieses Albums, ist Salif Keïta mit der ebenfalls legendären kapverdischen Sängerin Cesária Evora zu hören.
Die Neuauflage von “Moffou”, die jetzt anlässlich des 20-jährigen Jubiläums erstmals auf Doppel-Vinyl und zusätzlich auf CD erscheint, bietet außerdem zwei Bonus-Tracks: den bekannten “Madan”-Remix des House-DJs Martin Solveig aus dem Jahr 2003 (sowohl auf Vinyl als auch auf CD) und einen brandneuen “Madan”-Remix von Bakermat (nur auf CD).