Als der 25-jährige Miles Davis im Oktober 1951 sein Solodebütalbum “The New Sounds” für Prestige Records einspielen wollte, nahm er einen noch vier Jahre jüngeren Tenorsaxophonisten mit ins Studio. Dessen Name: Walter Theodore “Sonny” Rollins. Der Produzent Bob Weinstock, dem das Label gehörte, war zunächst ganz und gar nicht begeistert und versucht Miles diese Idee auszureden. Er hielt den Saxophonisten einfach für zu grün hinter den Ohren. Doch Davis blieb nicht nur standhaft, er brachte Weinstock sogar dazu, Sonny Rollins einen eigenen Vertrag zu geben. Und der Produzent sollte es nicht bereuen, spielte Rollins für ihn doch etliche bahnbrechende Alben ein. Jetzt werden acht frühe Meisterwerke des Saxophonisten, die dieser zwischen 1951 und 1958 für Prestige, Contemporary und Riverside aufnahm, erstmals digital im HD-Format veröffentlicht.
Sonny Rollins With The Modern Jazz Quartet
Das 1956 erschienene Debütalbum des jungen Sonny Rollins enthält Aufnahmen, die tatsächlich schon bei drei unterschiedlichen Sessions in den Jahren 1951 und 1953 entstanden waren. In vier Nummern ist der damals noch aufstrebende Tenorsaxophonist mit dem bekannten Modern Jazz Quartet zu hören, in acht weiteren mit Pianist Kenny Drew, MJQ-Bassist Percy Heath und Schlagzeuger Art Blakey. Das letzte Stück, Miles Davis' “I Know”, ist ein echte Rarität: denn Miles legte hier seine Trompete zur Seite, um Rollins am Klavier zu begleiten.
Moving Out
“Movin' Out” war der treffende Titel des Albums, das Sonny Rollins 1954 in New York aufnahm, kurz bevor er sich vorübergehend nach Chicago begab, um sich dort in neue musikalische Studien zu vertiefen. Zu hören ist der großartige Tenorist hier mit zwei unterschiedlichen Ensembles: eine Session machte er mit dem Trompeter Kenny Dorham (mit dem er später im Max Roach Quintet wieder zusammentreffen sollte), Pianist Elmo Hope, Bassist Percy Heath und Schlagzeuger Art Blakey, die andere mit dem unvergleichlichen Thelonious Monk, Bassist Tommy Potter und Drummer Art Taylor.
Tour De Force
Wer Sonny Rollins einmal live erlebt hat, weiß zu welchen musikalischen Parforceritten er fähig ist. Auf dem 1956 entstandenen Album “Tour de Force” unternahm er sie im Quartett mit Pianist Kenny Drew, Bassist George Morrow und Schlagzeuger Max Roach. In zwei Nummern gesellt sich zu ihnen auch noch der Sänger Earl Coleman. Der Penguin Guide To Jazz gab dem Album 2002 die Höchstwertung und schrieb: “fast so gut wie ‘Colossus’, mit den wilden Abstraktionen von ‘B Swift’ und ‘B Quick’, die wiederum mit der methodischen, nahezu chirurgischen Dekonstruktion von ‘Sonny Boy’ kontrastieren.”
Sonny Boy
Nachdem der Vertrag zwischen Sonny Rollins und Prestige Records geendet hatte, brachte das Label noch das Album “Sonny Boy” heraus, das gleich vier Stücke von “Tour De Force” enthielt. Ergänzt wurde das Programm durch eine unveröffentlichte Nummer, die der Saxophonist mit Trompeter Kenny Dorham, Pianist Wade Legge, Morrow und Roach bei den Sessions für “Rollins Plays For Bird” eingespielt hatte.
Way Out West
Bereits fünf Jahre bevor Ray Charles mit dem Album “Modern Sounds in Country and Western Music” für Furore sorgte, hatte Sonny Rollins auf seinem Album “Way Out West” eine Brücke zwischen Jazz und Country-Musik geschlagen. “Man kann über alles improvisieren – Country-Songs, Arien, einfach alles”, sagte der Saxophonist. “Das ist es, was den Jazz zur großartigsten Musik der Welt macht. Er ist eine Naturgewalt; er kennt keine Grenzen. Man kann alles verjazzen, über alles improvisieren.” Begleitet wurde er 1957 bei seinem außergewöhnlichen Abenteuer von Bassist Ray Brown und Schlagzeuger Shelly Manne.
The Sound Of Sonny
Das Album “The Sound Of Sonny” markierte 1957 den Beginn einer neuen Phase in Sonny Rollins' Karriere. Der Tenorsaxophonist befand sich im Zenit seines Könnens und wurde im DownBeat Critic’s Poll zum “neue Star am Tenorsax” gekürt. Begleitet wurde der damals erst 26-jährige “Saxophonkoloss” von einem hochkarätigen Ensemble (mit Pianist Sonny Clark, Drummer Roy Haynes sowie den Bassisten Percy Heath und Paul Chambers), dessen Personal er flexibel einsetzte. Für Furore sorgte Rollins aber vor allem mit seiner ganz allein vorgetragenen Interpretation des Standards “It Could Happen To You”.
Freedom Suite
Gut anderthalb Jahrzehnte bevor der Irokesenschnitt bei britischen Punks in Mode kam, überraschte Sonny Rollins die Jazzwelt mit dieser Frisur: auf einem Foto vom Innencover seines 1958 aufgenommenen Soloalbums “Freedom Suite”. Auch musikalisch war die Platte, die er im pianolosen Trio mit Bassist Oscar Pettiford und Schlagzeuger Max Roach einspielte, wegweisend. Rollins kombinierte das fast 20-minütige politische Titelstück mit treibenden Hardbop-Nummern und kompromisslos verjazzten populären Broadway-Melodien.
Sonny Rollins And The Contemporary Leaders
Das Album “Sonny Rollins And The Contemporary Leaders” dokumentierte 1958 ein ungewöhnliches Zusammentreffen von Rollins mit einigen West-Coast-Musikern wie Hampton Hawes, Barney Kessel, Victor Feldman, Leroy Vinegar und Shelly Manne. Nach der Aufnahme dieses Album legte Rollins die erste seiner als “sabbatical” bezeichneten künstlerischen Auszeiten ein und nahm drei Jahre lang kein eigenes Album mehr auf, bis er sich 1962 mit “The Bridge” endlich zurückmeldete.
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