Berauschend lyrisch und dabei dennoch abenteuerlich frei war die Musik des Pianisten Stefano Battaglia auch schon auf den ersten drei Alben, die er seit 2005 bei ECM vorgelegt hat. Diesmal indes scheint die Phantasie des Italieners ganz besonders beflügelt worden zu sein: zunächst einmal von den Ideen des englischen Staatsmanns und Philosophen Thomas Morus und seinem 1516 publizierten Sozialroman “Utopia”. Durch Morus’ Utopia floss auch der Fluss, dem das Album “The River Of Anyder” seinen Titel verdankt. Inspiriert wurde Battaglia zu seinem neuen Meisterwerk aber auch durch literarische, philosophische und spirituelle Schriften von Francis Bacon, Rumi, Arthur Rimbaud, Hildegard von Bingen und dem Sioux-Häuptling Black Elk.
“Ich setzte mir das Ziel, Lieder und Tänze zu schreiben, die frei vom Einfluss der Kultiviertheit der zeitgenössischen musikalischen Sprache sein sollten”, erläutert Battaglia sein “utopisches” Musikprojekt. “Ich wollte Stücke erschaffen, die man vor tausend Jahren auf archaischen Instrumenten gespielt haben könnte. Für mich ist es eine Art Musik, die aus der Zeit stammen könnte, als es noch keine Idiome gab.”
Der 1965 in Mailand geborene Stefano Battaglia machte zunächst als klassischer Pianist auf sich aufmerksam und trat bei europäischen Klassikfestivals als Interpret von Barockmusik, früher Musik und Werken von Komponisten des 20. Jahrhunderts (vor allem Hindemith, Boulez, Messiaen und Ligeti) auf. Inspiriert durch zwei ECM-Solo-Alben – Paul Bleys “Open, To Love” und Keith Jarretts “Facing You” – begann er im Alter von vierzehn Jahren, sich zunehmend dem Jazz zuzuwenden. Seine klassische Wurzeln verleugnet er aber bis heute nicht. Auch in einigen Kompositionen für “The River Of Anyder” sind sie deutlich spürbar.
Salvatore Maiore, 1965 in Sassari auf Sardinien geboren, studierte am Konservatorium von Cagliari Kontrabass. Er spielte nicht nur in zahlreichen italienischen Ensembles, sondern begleitete auch durchreisende internationale Stars wie Lee Konitz, Billy Cobham, Joseph Jarman, Steve Grossman, Cedar Walton, Oliver Lake und David Liebman. Aufnahmen machte er u.a. mit Al DiMeola, Glauco Venier und Klaus Gesing.
Roberto Dani kam 1969 in Vicenza zur Welt und spielt schon seit seinem siebten Lebensjahr Schlagzeug. Bei von ihm initiierten Projekten arbeitete er mit Größen wie Norma Winstone, Louis Sclavis und Michel Godard zusammen. Begleitet hat er auf der Bühne oder im Studio aber auch schon Annette Peacock, Ralph Alessi, Ben Monder und Mick Goodrick.