“Wenn’s keinen Spaß macht, laß die Finger davon!” So lautete das Credo des 2005 verstorbenen Robert Creeley. Der Dichter, Jahrgang 1926, verband in den 50er Jahren die Beat-Poesie des Greenwich Village mit dem Freigeist des Black-Mountain-Colleges, an dem Musiker, bildende Künstler, Schriftsteller und Tänzer synergetische Strukturen erarbeiteten. Aus diesem Pool entstanden Creeleys Werke mit visuellen Künstlern wie Jim Dine, Alex Katz und Susan Rothenberg.
Steve Swallow gilt weltweit als der beste Baßgitarrist des Jazz. Seit 1985 ist der 1940 in New York geborene Ausnahmemusiker in seiner Instrumentensparte nun schon der jährliche Gewinner sowohl beim Down Beat Critics Poll als auch beim Down Beat Readers Poll. Als solcher ist er natürlich auch ein überaus gefragter Spielpartner in allen nur erdenklichen Jazzkontexten. Im Laufe seiner Karriere spielte er u.a. schon mit Dizzy Gillespie, Stan Getz, George Russell und Paul Bley. Zu finden ist sein Name außerdem auf ECM-Alben von Jimmy Giuffre, Gary Burton und Pierre Favre. Und bereits seit 1960 arbeitete er oft und eng mit Carla Bley zusammen, auf deren Alben für das Label WATT er seit 1978 eine nicht mehr wegzudenkende Konstante ist.
Auf seinem 1980 aufgenommenen ECM-Album “Home” vertonte Steve Swallow unter anderem mit der Sängerin Sheila Jordan und dem Pianisten Steve Kuhn erstmals Gedichte des amerikanischen Poeten Robert Creeley. Das Resultat begeisterte den Dichter damals so sehr, daß er begann, gemeinsam mit dem Bassisten aufzutreten und seine Texte zu musikalischer Begleitung vorzutragen.
Swallow, der Creeley seit langem zu seinen Lieblingsdichtern zählte, war von dieser Kooperation wiederum so angetan, daß er den Poeten bei einigen Lesungen im Raum New York aufnahm und Musik im Rhythmus seines Vortragsstils schrieb. Dann flog der Bassist nach Oslo, um dort mit Steve Kuhn und dem Cikada String Quartet das Projekt “So There” zu vollenden. Bedauerlicherweise verstarb Robert Creeley , bevor er die fertigen Aufnahmen hören konnte.
Das Cikada String Quartet hat bereits eine ganze Reihe von Aufnahmen für ECM gemacht (u.a. mit Arild Andersen, Trygve Seim & The Source und Annette Peacock) sowie für ECM New Series Werke von John Cage und Bruno Maderna interpretiert. Dieses Jahr gewann das exzellente Streichquartett den Nordic Music Prize und einen Edison Award.
Swalllows Arrangements für die Streicher sind außergewöhnlich. “Die Musik basiert auf den Strukturen der Gedichte”, erläutert Swallow, der Creeleys Atemrhythmus bei den Rezitationen als Ausgangspunkt für seine Kompositionen nahm. “Es mag paradox klingen, aber ich bin der Ansicht, daß mir dabei die am meisten von Herzen kommende und persönlichste Musik geglückt ist, die ich je gemacht habe.”