Alarmstufe rot: schillernde Stilvielfalt und ansteckend gut gelaunte Musik
Ihrem grünen Versuchsballon, den Tank And The Bangas 2019 erfolgreich von der Leine ließen, folgt nun ein “Red Balloon”, der prall gefüllt ist mit witzigen Ideen und eingängigen Songs.
12.05.2022
Diese LP und weitere finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Zurzeit läuft es so rund für Tank And The Bangas, dass selbst die Corona-Pandemie die quirlige Band, die auf den Bühnen von New Orleans und dem Rest der Welt zu Hause ist, einfach nicht aus der Bahn werfen konnte. Und diese Bahn führt steil nach oben! Für “Green Ballon”, ihr 2019 veröffentlichtes Verve-Forecast-Debütalbum, erhielten Tank And The Bangas vorletztes Jahr prompt eine Grammy-Nominierung als “Best New Artist”. Schon damals hatten sie Pläne, dem grünen einen roten Ballon folgen zu lassen. Sozusagen als Komplementäralbum. Hatten sie sich auf “Green Balloon” noch von ihrer verspielten, lustigen, coolen Seite vorgestellt, so wollen sie nun auf “Red Balloon” die leidenschaftlicheren, intensiveren, musikgetriebenen Aspekte der Band präsentieren. “Wir dachten, es wäre doch toll, ein paar Jahre zu warten und dann mit ‘Red Balloon’ herauszukommen und zu sehen, wie sehr wir musikalisch, geistig und emotional gewachsen sind”, sagt Sängerin Tarriona “Tank” Ball.
Obwohl Tank And The Bangas tiefe Wurzeln in New Orleans haben, ist das neue Album, wenn überhaupt, nur unbewusst von der dortigen Musikszene geprägt. “Die meiste Zeit haben wir uns von der Musik dorthin tragen lassen, wo sie hinwollte”, sagt Tarriona. “Viele der Songs klingen, als seien sie sehr von Stevie Wonder oder Earth, Wind And Fire inspiriert, aber sie entstanden dadurch, dass wir alle zusammen jammten und einfach das Band mitlaufen ließen.” Stevie Wonder und Earth, Wind And Fire scheinen aber nicht die einzigen Inspirationsquellen gewesen zu sein. Stellenweise klingt die Musik so originell, verrückt und witzig wie einst die von The Pharcyde auf ihrem Album “Bizarre Ride II The Pharcyde”, einem Klassiker des Hip-Hop. Und genau danach – nach einem potenziellen Klassiker – klingt auch “Red Balloon”. Es ist eine höchst unterhaltsame, teils geradezu explosive Mixtur aus Hip-Hop, Bounce, Jazz, Funk, Rhythm’n’Blues, Soul, Poetry-Slam und weiß der Himmel was.
Tatkräftige Unterstützung erhielten Tank And The Bangas dabei von Gästen wie Alex Isley, Masego, Questlove, Lalah Hathaway, Big Freedia, Jacob Collier, Trombone Shorty, Jamison Ross, The HamilTones, Georgia Anne Muldrow und Wayne Brady.
Die heutigen Mitglieder von Tank And The Bangas fanden vor zwölf Jahren zueinander, als die Lead-Sängerin und Dichterin Tarriona “Tank” Ball bei einer Open-Mic-Nacht in der Liberation Lounge in New Orleans Keyboarder Norman Spence und Schlagzeuger Joshua Johnson kennenlernte; der Altsaxofonist und Flötist Albert Allenback kam wenig später hinzu und gehört seitdem zur Kernbesetzung der Band. Einige Jahre lang spielten sie sich in lokalen Clubs wie dem Gasa Gasa und dem Blue Nile den Arsch ab und brachten mit ihren turbulenten Live-Shows auch das weltbekannte New Orleans Jazz & Heritage Festival zum Kochen. Ein lokaler Kritiker bezeichnete sie 2016 als “untraditionell, aber zugleich vollkommen dem New-Orleans-Erbe des Experimentierens und Erfindens verhaftet, das durch die Adern der Musik der Stadt pulsiert”.
Dann kam 2017 der Tiny Desk Contest, ein landesweiter Talentwettbewerb, der von den legendären Tiny Desk Concerts inspiriert wurde. Mit einer intimen Interpretation ihres Songs “Quick” begeisterten sie die Jury und setzten sich gegen 6.000 andere Bands durch. Der Mitschnitt ihres folgenden Tiny Desk Concert ist mit sensationellen 12,9 Millionen Aufrufen heute einer der erfolgreichsten Clip dieser Konzertreihe. Mit ihrem neuen Album “Red Balloon” sollten Tank And The Bangas nun wirklich endgültig in die erste Musik-Liga aufsteigen, in der auch New Orleanser Kollegen wie etwa Jon Batiste und Trombone Shorty spielen.
